"Süchtig" nach Social Media? Gerade Jugendliche nutzen die vielfältigen Funktionen der sozialen Netzwerke gern und häufig, um sich mit anderen auszutauschen und die eigene Persönlichkeit zu entfalten. So werden aus ein paar Minuten am Handy schnell ein paar Stunden, die Teenager vor dem Bildschirm verbringen. Kommt das nur ab und zu vor, ist das noch nicht besorgniserregend. Jedoch kann es passieren, dass Jugendliche übermäßig viel Zeit auf Social Media verbringen und die virtuelle Welt ihnen zunehmend wichtiger als die reale wird.
In diesem Artikel lesen Sie, was Jugendliche so an den sozialen Medien fasziniert, wie Sie eine exzessive Nutzung erkennen und was Sie als Elternteil tun können.
Faszination soziale Netzwerke – Darum sind sie bei Jugendlichen so beliebt
Die Top 5 der beliebtesten Apps bei Jugendlichen sind der Messengerdienst WhatsApp, gefolgt von den sozialen Netzwerken Instagram, TikTok, YouTube und Snapchat. Obwohl diese Plattformen alle auf unterschiedliche Art und Weise funktionieren, bieten sie Jugendlichen doch ähnliche Mechanismen, die sich über die verschiedenen Altersklassen hinweg großer Beliebtheit erfreuen.
Über soziale Netzwerke können Jugendliche ihrer Individualität auf unterschiedliche Arten Ausdruck verleihen, sich ausprobieren, Gleichgesinnte kennenlernen und sich von neuen Ideen und kreativen Beiträgen inspirieren lassen. Soziale Netzwerke dienen nicht nur der Kommunikation in der Freizeit, sondern halten für Jugendliche viele weitere spannende Funktionen bereit:
(Weltweite) Kommunikation: Über Chats, private Nachrichten oder Gruppen können sich Jugendliche regional, aber auch weltweit mit anderen austauschen und sogar neue Bekanntschaften knüpfen.
Vielfältige Selbstdarstellung: Mit eigenen Bildern, Videos und Beiträgen können Jugendliche sich selbst, ihre Interessen und Gruppenzugehörigkeit präsentieren.
Schnelles Feedback: Kaum ist ein Bild gepostet oder ein Beitrag verfasst, treffen auch schon die ersten Reaktionen (z. B. "Gefällt mir") und Kommentare ein. Jugendliche erhalten so unmittelbar Bestätigung auf Ihre Beiträge.
Abonnieren & auf dem Laufenden bleiben: Durch die Abo-/Follow-Funktionen können Jugendliche sehen, welche Beiträge im Freundes- und Familienkreis online gestellt worden. Zudem können sie hier das Leben von prominenten Persönlichkeiten verfolgen und an der Welt ihrer Idole in gewisser Weise teilhaben.
Inspiration & Langeweile-Killer: Auf sozialen Netzwerken finden Jugendliche zu fast jedem Thema passende Beiträge. Diese scheinbar unendliche Fülle an Informationen, Kunstwerken und Ideen nutzen viele Jugendliche als Inspirationsquelle für eigene Beiträge oder als Impulse für das eigene Leben (z. B. neue Hobbys). So bieten soziale Netzwerke eine Ablenkung in jeder Lebenslage
Wenn Sie einen genaueren Überblick über die Funktionsweisen der sozialen Netzwerke erhalten möchten, dann empfehlen wir Ihnen unseren Artikel "Überblick über die sozialen Netzwerke".
Die vielfältigen Möglichkeiten und Mechanismen, die soziale Netzwerke bei Jugendlichen so beliebt machen, können aber auch Risiken bergen. Daher ist es ratsam, Ihrem Kind zu erklären, was es zum Beispiel im Punkt Datenschutz im Netz beachten sollte, um keine sensiblen Informationen von sich ins Internet zu stellen. Zudem können Sie Ihr Kind für Gefahren im Zusammenhang mit Privatnachrichten und Freundschaftsanfragen sensibilisieren. Über diese Funktionen können auch Fremde Kontakt zu Ihrem Kind aufnehmen. Um dies zu unterbinden, sollten Sie mit Ihrem Kind über diese Problematik reden, die Privatsphäre-Einstellungen anpassen und Regeln zur sicheren Social-Media-Nutzung aufstellen.
Übermäßige Nutzung – Anzeichen eines suchtähnlichen Verhaltens
Wenn Ihr Kind manchmal für eine längere Zeit in sozialen Netzwerken surft und mit Freund:innen chattet, heißt das nicht sofort, dass es ein problematisches Nutzungsverhalten entwickelt hat. Phasen einer starken Beschäftigung mit sozialen Netzwerken sind normal, wenn sie temporär sind und Ihr Kind auch außerhalb der virtuellen Welt noch anderen Interessen und Beschäftigungen nachgeht.
Jedoch können die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken die Lebensqualität Ihres Kindes beeinflussen. Wenn Sie über einen längeren Zeitraum ein exzessives Nutzungsverhalten beobachten, sollten Sie eingreifen.
Bei einem problematischen Nutzungsverhalten dreht sich bei Ihrem Kind der gesamte Alltag nur noch um die sozialen Medien. Social-Media-Plattformen erhalten die höchste Priorität im Leben von Betroffenen und ziehen sie komplett in ihren Bann.
Vermuten Sie, dass Ihr Kind zu viel Zeit in sozialen Netzwerken verbringt, können Sie nach diesen möglichen Anzeichen Ausschau halten:
Ihr Kind vernachlässigt wichtige Aufgaben und Pflichten, um weiter in sozialen Netzwerken surfen zu können.
Die Kontakte, die über Social Media geknüpft wurden, erscheinen Ihrem Kind nun wichtiger als reale Freundschaften.
Ihr Kind erlebt Entzugserscheinungen wie Angst, Nervosität oder Aggressivität, wenn es seine Social-Media-Accounts nicht nutzen kann.
Für die Nutzung von sozialen Netzwerken nimmt Ihr Kind auch negative Konsequenzen wie Stress, Schlafentzug oder Strafen in Kauf.
Andere Hobbys und Lieblingsaktivitäten werden von Ihrem Kind nicht mehr wahrgenommen.
Wenn Sie Ihr Kind mit Ihren Sorgen konfrontieren, lügt es über seine Nutzungszeit oder versucht das wahre Ausmaß zu verbergen.
Sind Sie sich unsicher, wie Sie das Verhalten Ihres Kindes einschätzen sollen? Dann können Sie unseren Kurzfragebogen für Eltern zur Orientierung nutzen.
Bei einer exzessiven Social-Media-Nutzung verlieren Betroffene die Kontrolle über ihr eigenes Nutzungsverhalten. Sie flüchten sich in die virtuelle Welt, um sich Problemen aus der realen Welt nicht stellen zu müssen. Solche Probleme können zum Beispiel schlechte Leistungen in der Schule oder fehlende soziale Kontakte sein. Als Elternteil sollten Sie daher im Verdachtsfall auch immer das soziale Leben und mögliche Probleme im Alltag als Auslöser im Blick haben. Es ist zudem ratsam, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie allein nicht zu Ihrem Kind vordringen können.
Ein gesundes Nutzungsverhalten entwickeln – So können Eltern ihren Kindern helfen
Es empfiehlt sich, im ersten Schritt mit dem Kind zu reden. Sprechen Sie offen über Ihre Sorgen und Bedenken. Jugendliche, die ein problematisches Nutzungsverhalten entwickelt haben, haben gleichzeitig einen großen Leidensdruck. Der Drang ständig online sein zu wollen, zehrt an den Kräften der Betroffenen. Aus diesem Grund ist es hilfreich, wenn Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe machen, sondern verständnisvoll auf seine Probleme eingehen. Gemeinsam finden Sie Lösungen für vorhandene Schwierigkeiten in der virtuellen und realen Welt. Neben dem persönlichen Gespräch gibt es allerdings noch andere Lösungsmöglichkeiten, die Sie unterstützend anwenden können:
Diese weiteren Möglichkeiten haben Sie:
Führen Sie gemeinsam ein Medientagebuch. So sehen Sie schnell und übersichtlich, wann und wofür Ihr Kind soziale Netzwerke genutzt hat.
Legen Sie zusammen Medienzeiten fest.
Richten Sie Jugendschutzfilter und Zeitbegrenzungen auf den Geräten Ihres Kindes ein.
Schalten Sie die Benachrichtigungen für Social-Media-Apps ab.
Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, welchen anderen Beschäftigungen es nachgehen kann.
Haben Sie das Gefühl, dass Sie die Probleme Ihres Kindes nicht allein bewältigen können? So geht es vielen Eltern. Manchmal hilft dann nur die Perspektive einer unbeteiligten Person, um Jugendliche auf ein bestehendes Problem aufmerksam zu machen. In diesem Fall können Sie sich Unterstützung suchen. Über unsere Beratungsstellen-Datenbank können Sie viele passende Hilfsangebote in Ihrer Nähe aufrufen, die Sie in Anspruch nehmen können. Die Fachkräfte in den Beratungsstellen verfügen über die nötigen Erfahrungen und Kenntnisse und können Ihrem Kind helfen, einen Weg zurück zu einem gesunden Nutzungsverhalten zu finden.