Serious Games: Wie kann der Einsatz im Unterricht gelingen?

Wie auch Filme und Bücher gehören Videospiele mittlerweile zum Kulturgut und sind aus dem Alltag vieler Jugendlicher nicht mehr wegzudenken. In den vergangenen Jahren gab es in diesem Zusammenhang immer wieder Diskussionen, die sich hauptsächlich um die gewaltverherrlichende Darstellung in Videospielen sowie um Videospielsucht drehten.

Doch es treten auch zunehmend Games in Erscheinung, deren Fokus auf einem anderen Aspekt als reiner Unterhaltung liegt: Sie widmen sich der Bildung. Unter dem Begriff Game-based-Learning bietet diese Art von Videospielen entweder komplett oder zu einigen Teilen bildungsrelevante Inhalte, die für den Einsatz im Unterricht geeignet sein können. Dabei machen diese auch vor komplexeren oder ernsten Themen nicht Halt.

In diesem Artikel werden die Besonderheiten und Merkmale sowie Einsatzmöglichkeiten lernorientierter Videospiele vorgestellt.

Wirkungsweise von Serious Games

Den Begriff Serious Games kann man nicht direkt mit "ernste Spiele" übersetzen. Zwar geht der Fokus bei dieser Art von Videospielen klar über den Unterhaltungswert hinaus und bietet oft einen ernstzunehmenden Hintergrund, jedoch muss das nicht gleichzeitig den Spielspaß ausschließen. Vor allem sind diese Videospiele zum Wissenserwerb jeglicher Art geeignet und werden nicht nur in der Bildung eingesetzt, sondern z. B. auch in den Sektoren Wirtschaft und Medizin.

Auch im Schulsektor können Serious Games auf spielerische und moderne Weise die Möglichkeit von Wissensvermittlung bieten und damit unter Umständen den "konservativen" Unterricht ergänzen.

Am häufigsten thematisieren Serious Games folgende Bereiche – und damit Schulfächer:

  • Geschichte
  • Geografie
  • Physik
  • Chemie
  • Mathematik

Auch hinsichtlich der Spielmechanismen und Inhalte in Serious Games gibt es eine große Vielfalt. So können Spielerinnen und Spieler z. B. eine Raumstation bauen, sich mit erneuerbaren Energien beschäftigen, ein geschichtliches Ereignis miterleben oder eine eigene Zivilisation aufbauen.

Anders als die meisten herkömmlichen Videospiele orientieren sich die Lernspiele sehr stark an der Realität und simulieren z. B. physikalische und wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten nahezu perfekt. Zusammen mit einem ansprechenden Grafikstil und einer interessanten Hintergrundgeschichte kann Schülerinnen und Schülern somit auf eine ganz neue und moderne Weise Wissen vermittelt werden.

Durch Serious Games können folgende Bereiche des Lernens angesprochen werden:

  • aktives Lernen: durch die eigene Teilnahme an einem fortlaufenden Spielzyklus

  • konstruktives Lernen: durch das Austesten verschiedener Handlungsmöglichkeiten und das Sammeln individueller Erfahrungen

  • soziales Lernen: durch Kooperation, Wettbewerb und Erfahrungsaustausch mit anderen Mitspielerinnen und Mitspielern

  • selbstgesteuertes Lernen: durch individuelle Vorgehensweisen und Eigenorganisation

  • situiertes Lernen: durch Versetzung in unterschiedliche Rollen und Settings mit verschiedenen Anforderungen und Aufgaben

  • emotionales Lernen: durch tiefgreifende Beteiligung am Handlungsgeschehen

Voraussetzungen und Merkmale für Serious Games

Selbstverständlich ist nicht jedes Spiel mit einer Lernabsicht automatisch ein Serious Game und bei weitem nicht jedes dieser Spiele ist auch für einen möglichen Einsatz im Schulunterricht geeignet. Hierfür können Sie sich z. B. an folgenden Punkten orientieren, um ein Spiel bezüglich seiner Eignung abzuschätzen:

  • Im Spiel wird eigenständiges Handeln ermöglicht.

  • Das Spiel gibt regelmäßig positives wie negatives Feedback.

  • Es können abgestufte Levels verwendet werden – z. B. unterschiedliche Schwierigkeitsgrade.

  • An geeigneten Stellen werden Instruktionen gegeben.

  • Spielerinnen und Spieler haben z. B. durch Wiederholungen die Möglichkeit, Fertigkeiten zu verbessern.

  • Komplexe Zusammenhänge können erprobt werden.

  • Klare Regeln und Ziele werden gesetzt.

  • Fortschritte sind für Spielerinnen und Spieler spürbar und werden angeregt.

  • Das Spiel soll weder unter- noch überfordern.

Sind Sie sich unsicher, ob sich ein bestimmtes Spiel eignet, können auch Erfahrungsberichte und Auszeichnungen helfen. Der Deutsche Computerspielpreis bewertet regelmäßig auch in der Kategorie Serious Games Spiele. Die Seite Games im Unterricht der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg stellt zudem verschiedene Games für den Unterricht vor.

Da Videospiele im Unterricht jedoch stets eine herausfordernde Angelegenheit sind, ist auch das ausgiebige Testen vorab und die Freigabe der Schulleitung generell unabdingbar. Vielleicht haben auch andere Lehrkräfte bereits Erfahrungen gesammelt oder Sie tauschen sich mit Schulen aus, die beispielsweise an der "Initiative: Games machen Schule" teilnehmen. 

Welche Vor- und Nachteile der Einsatz von Videospielen für Ihre Schülerinnen und Schüler bringen kann und was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie in unserem Beitrag "Game-based-Learning". Gleichzeitig kann der Einsatz von Videospielen auch dazu genutzt werden, das Thema exzessive Mediennutzung im Unterricht zu behandeln. Mit welchen Methoden das gelingen kann, lesen Sie hier.

Methoden zum Einsatz von Videospielen im Unterricht

Je nach Lernziel sind unterschiedliche methodische Herangehensweisen gefragt, daher ist es in jedem Fall empfehlenswert, das Spiel zuvor selbst getestet und sich über Quellen mit dessen Inhalten beschäftigt zu haben.

Um ein Videospiel im Unterricht behandeln zu können, ist es wichtig, dass Sie der Klasse ausreichend Informationen darüber geben und erläutern, welches Ziel Sie damit verfolgen. Je nach Spiel können Sie es über einen längeren Zeitraum begleitend einsetzen oder eher kurze Passagen spielen. Anschließend oder auch während des Spiels können Sie dies gemeinsam auswerten und reflektieren. So haben Ihre Schülerinnen und Schüler von Beginn an einen entsprechenden Rahmen, in welchem sie sich bewegen können und betreut werden.

Um die Erfahrungen und das Gelernte der einzelnen Schülerinnen und Schüler in der Klasse zu sammeln, bieten sich Vorträge, Diskussionsrunden, Gruppenarbeiten oder Projekttage an. Weitere Methoden, die zur Spielbesprechung zum Einsatz kommen können, finden Sie beispielsweise im Methodenpool der Universität zu Köln oder beim Netzwerk digitale Bildung.

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Die Seite Games im Unterricht der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und die Seite spielbar.de der Bundeszentrale für politische Bildung stellen verschiedene Games für den Unterricht vor. Weitere Unterrichtsmethoden Einsatzmöglichkeitenfür das Lernen mit digitalen Medien finden Sie auch beim Netzwerk Digitale Bildung.

Im Rahmen des Technik- oder Informatikunterrichts können auch Grundlagen des Programmierens erarbeitet werden. Spielerisch "Coden", also Programmieren lernen können Kinder und Jugendliche beispielsweise mit 


Mehr spannende Lerninhalte für den Informatik-Unterricht sind unter www.inf-schule.de zu finden. 

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Weitere Ansätze und Methoden zum Einsatz von digitalen Medien im Unterricht finden Sie in unserem gleichnamigen Artikel.

Bei Serious Games und den dargestellten Methoden zum Einsatz im Unterricht sollten Sie im Einzellfall stets abwägen, inwiefern diese für Ihre Schulklasse geeignet sind. Eine ausreichende Einarbeitung, vor allem das entsprechende Material und die Technik betreffend, sind unabdingbar.