Ohne Smartphone aus dem Haus gehen? Für Jugendliche fast undenkbar. Auch in Schulen sind sie stetiger Begleiter und Lehrkräfte müssen sich unweigerlich mit der Regulierung des Gebrauchs auf Schulgelände und im Unterricht auseinandersetzen. Gleichzeitig können Handys mit ihren vielfältigen Funktionen auch eine Chance im Unterricht darstellen. Durch die Begeisterung, die sie in Schülerinnen und Schülern wecken, lassen sie sich kreativ im Unterricht einsetzen und motivieren zur Mitarbeit.
Lesen Sie in diesem Artikel weitere Pro- und Kontra-Argumente zum Einsatz von Smartphones im Unterricht sowie Möglichkeiten zur Unterrichtsgestaltung.
Vorteile für den Handy-Einsatz im Unterricht
Die Ausstattung mit digitalen Geräten schwankt von Schule zu Schule und hängt zudem von den jeweiligen Strategien der Bundesländer ab. Der Einsatz von Handys im Unterricht bietet daher den Vorteil, dass zusätzliche digitale Geräte zur Verfügung stehen. Weiterhin kann das Lernen an individuelle Bedürfnisse und Talente angepasst werden. Weitere Punkte sprechen dafür:
Verstärkung der Motivation von Schülerinnen und Schülern
Vermittlung vielschichtiger Nutzungsmöglichkeiten über die reine Kommunikationsfunktion hinaus
schnelle Recherchemöglichkeit
Lehren eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem Handy
Reflexion von Lernprozessen
schnelles Speichern von Terminen und Aufgaben
Individualisierung der Inhalte, Lernwege und Lernstile, z. B. durch persönliche Einrichtung von Lern-Apps
Nachteile für den Handy-Einsatz im Unterricht
Kritiker des Handy-Einsatzes bemängeln vor allem die wenigen Kontrollmöglichkeiten, die Lehrkräfte im Unterricht haben. Als weitere Nachteile können genannt werden:
Beeinträchtigung der Konzentration: Schülerinnen und Schüler können verleitet werden, ihr Handy im Unterricht für Privates zu nutzen.
Gefährdung der zwischenmenschlichen Kommunikation: Die ausschließliche digitale Kommunikation kann verstärkt werden.
Erschwerung ganzheitlicher Themenbearbeitung: Oft werden Themen bei der Recherche mit dem Smartphone nur angerissen und weniger ausführlich bearbeitet.
Verstärkung möglicher Abhängigkeiten: Schülerinnen und Schüler, die bereits Probleme mit der Handynutzung haben, haben keinen handyfreien Raum mehr.
Handyanschaffung kann problematisch sein: Für die Schulen ist die Anschaffung eigenere Geräte sehr kostenintensiv, allerdings hat auch nicht jede Schülerin oder jeder Schüler ein eigenes Handy.
Datenschutzproblematik: Bei der Verwendung einiger Funktionen und Apps können personenbezogene Daten gespeichert.
Es ist empfehlenswert, Funktionen und Apps, die genutzt werden sollen, selbst auszutesten. So können Sie aus eigener Erfahrung sprechen und auf Augenhöhe mit Ihren Schülerinnen und Schülern agieren.
Achten Sie jedoch darauf, dass ein Verbot oder eine Erlaubnis der Handynutzung an jeder Schule individuell beschlossen wird. Planen Sie den Einsatz von Handys im Unterricht, sollte dies ggf. mit der Schulleitung abgesprochen werden.
Welche rechtliche Handhabe Lehrkräfte für ein generelles Handyverbot haben und wie Sie Akzeptanz für Regeln schaffen, lesen Sie unserem Artikel "Handy im Unterricht – Wie verhalte ich mich richtig?".
Handys maßvoll im Unterricht einsetzen
Da der Einsatz von Smartphones im Unterricht trotz allem Konfliktstoff bietet und eine mögliche Abhängigkeit bei Jugendlichen keinesfalls verstärkt werden sollte, ist es wichtig, bei der Planung behutsam vorzugehen und alle Beteiligten ausreichend darauf vorzubereiten:
Besprechen Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern die Vorteile mobiler Geräte, aber auch in welchen Situationen auf sie verzichtet werden sollte.
Legen Sie "Spielregeln" für die Verwendung im Unterricht fest, um eine übermäßige Nutzung zu verhindern.
Zeigen Sie, dass man das Handy auch als Arbeitsinstrument außerhalb der Freizeit sinnvoll nutzen kann.
Beziehen Sie die Eltern und ggf. Schulleitung in Ihr Vorhaben ein und erklären Sie Ihre Absichten.
Reflektieren Sie gemeinsam mit der Klasse die Erfahrungen und halten Sie diese für andere Lehrkräfte fest.
Treten Sie bei der Handynutzung als Vorbild für Ihre Schülerinnen und Schülern auf. Erzählen Sie z. B. von eigenen Erfahrungen, bei denen Sie das Handy nur schwer aus der Hand legen können und wie Sie damit umgehen.
Lern-Apps für den Einsatz im Unterricht
Die Vielfalt an Apps ist riesengroß und damit sind es auch ihre Möglichkeiten für den Einsatz im Unterricht. So bieten sich einige für den kreativen Einsatz mit Musik, Sprache und Animationen an, mit anderen kann man wiederum organisieren, Umfragen durchführen und Gruppen erstellen. Auch für spezielle Fächer gibt es Apps, mit denen man z. B. Stromkreise erstellen, mathematische Formeln untersuchen und ein interaktives Periodensystem nutzen kann.
Lassen Sie am besten Ihre Schülerinnen und Schüler selbst nützliche Apps für den Schulunterricht zusammenstellen und diskutieren Sie diese Auswahl anschließend gemeinsam mit der ganzen Klasse.
Generell empfiehlt sich für den Einsatz von Apps im Unterricht schuleigene Handys zu verwenden oder eine spezielle Genehmigung der Eltern einzuholen. Apps müssen in jedem Fall individuell getestet und darauf geprüft werden, ob es spezielle Dienstanweisungen für den Bildungssektor gibt. In einigen Bundesländern ist die Nutzung bestimmter Apps im Unterricht nicht erlaubt.
Die Checkliste von klicksafe.de hilft Ihnen bei der Vorbereitung und Auswahl einer geeigneten App für den Unterricht.
Kreative Einsatzmöglichkeiten von Handys im Unterricht
Auch kreative Einsatzmöglichkeiten sind für das Smartphone im Unterricht möglich. Dabei können Funktionen weit über die gewöhnliche Kommunikation hinaus gehen. Einige Beispiele finden Sie nachfolgend:
- Handy-Lautsprecher oder -Projektor bauen
- Foto- und Video-Projekte: Foto-Storys & eigene Filme drehen
- Augmented-Reality-Anwendungen und -Apps nutzen
- Diktiergerät-Funktion: Interviews, Podcasts, Hörspiele erstellen
- Geo-Tagging: Fotos mit GPS-Daten aufnehmen, Bewegungsprofile erstellen
- QR-Code-Schnitzeljagd
Lernen mit dem Handy
Selbstverständlich sollte der Einsatz von Handys im Unterricht immer lehrreich sein. Bei den folgenden Ideen liegt der Fokus stets klar auf dem Lernen:
- Lernvideos & Nachhilfe schauen bzw. filmen
- Übersetzer-, Wörterbuch-, Notiz-Funktionen nutzen
- Wissenschaftlich arbeiten: Metalldetektor, Seismograf, Schallpegelmesser, Höhenbestimmung etc. (als integrierte Funktion oder App verfügbar)
- digitale Karteikarten zum Lernen erstellen
Bei handysektor finden Sie eine umfangreiche Liste mit geeigneten YouTube-Lernkanälen.
Alternative Wege
Neben den Möglichkeiten zum Lernen, Kreativsein und zur Kommunikation können Smartphones auch auf andere Art und Weise im Unterricht thematisiert werden. Über Real-Life-Challenges oder das Thema Handyfasten können die Jugendlichen mit dem Handy und gleichzeitig ohne arbeiten. Gegenseitig können in der Klasse Challenges ausprobiert werden, wie beispielsweise:
- #UnfollowWhatUWant-Challenge
- Handy 24h ausgeschaltet lassen
- eine bestimmte Zeit lang auf Emojis verzichten
- 3 Tage lang nicht auf Facebook/Instagram etc. unterwegs sein
- Digital Detox: Die Familien-Challenge
Die Challenges können gemeinsam von der gesamten Klasse durchgeführt werden. Während der Challenge schreiben die Schülerinnen und Schüler ihre Erfahrungen auf, die anschließend in der Klasse diskutiert werden. Kam das Thema gut an, können weitere Challenges entwickelt werden oder man spielt diese in Gruppen „gegeneinander“.