Jugendliche wachsen heutzutage mit digitalen Medien auf. Die vielen Möglichkeiten, die die multifunktionalen Alltagshelfer und Unterhaltungsmedien bieten, faszinieren und fesseln dabei gleichermaßen. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der junge Menschen diese Medien nutzen, sollte keinesfalls mit einer umfassend ausgebildeten oder gesunden Medienkompetenz verwechselt werden. Denn die Faszination für Smartphone, Videospiele und Co. kann sich in einigen Fällen auch zu einem pathologischen Nutzungsverhalten entwickeln. Teilweise können auch Eltern ihren Kindern dann nicht mehr helfen. Daher sind Sie als Fachkräfte in diesem Bereich gefragter denn je, um Jugendlichen gezielt helfen zu können.
Nachfolgend finden Sie Weiterbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Medienpädagogik, Medienkompetenz und exzessive Mediennutzung.
Medienpädagogische Weiterbildung
Neben einem mehrjährigen Studium gibt es im Bereich Medienpädagogik Weiterbildungsangebote in Form von Seminaren und Workshops. Diese Kurse werden sowohl von Instituten als auch von Vereinen oder privaten Coaches angeboten. Neben der allgemeinen Wissensvermittlung können Sie dabei Ihre individuelle Handlungskompetenz erweitern und sich zur weiteren Beratungs- und Informationstätigkeit befähigen.
Im Gegensatz zu einem Medienpädagogik-Studium haben einzelne Seminare meist einen gezielten Fokus – hierbei sind folgende Schwerpunkte möglich:
- Grundlagen der Medienerziehung und Medienkompetenzförderung
- Medienangebote für Eltern
- Auseinandersetzung mit den Medienwelten von Kindern und Jugendlichen
- Wirkung digitaler Medien und kritische Aspekte der Mediennutzung
- Arbeiten mit verschiedenen Medien
- Projektbeispiele und Ideen zur praktischen Umsetzung
- Jugendmedienschutz
- Rechtsgrundlagen, Datenschutz und Urheberrecht
Nachfolgend finden Sie zudem eine beispielhafte Auswahl an Anbietern:
Medienpädagogisches Studium
Einen Schritt weiter können Sie mit einem Studium der Medienpädagogik gehen und sich somit beruflich komplett neu orientieren. Hierbei sollten Sie jedoch gut überdenken, ob Sie den doch recht hohen zeitlichen Aufwand eines Studiums mit Ihrem Alltag und Ihrer beruflichen Laufbahn vereinbaren können.
Medienpädagoginnen und Medienpädagogen sind vielfältig tätig. So können Sie beispielsweise Anleitungen und Material für Bildungseinrichtungen erstellen oder dort Vorträge halten. Ebenfalls können Sie selbst Erzieherinnen und Erzieher schulen und fortbilden oder Projekte mit Kindern und Jugendlichen durchführen.
Die Ausbildung für Medienpädagoginnen und Medienpädagogen findet für gewöhnlich im Rahmen eines eigenständigen Studiums statt. Aber auch andere Studiengänge, wie z. B. Soziale Arbeit, Sozialpädagogik und Medienwissenschaft, bieten Schwerpunkte in dieser Richtung an. Das Studium kann an Fachhochschulen, Universitäten und auch als Fernstudium oder berufsbegleitendes Studium absolviert werden und dauert etwa 3 bis 4 Jahre.
Passende Hochschulen, an denen man ein Studium in der Richtung Medienpädagogik, Medienbildung o. ä. absolvieren kann, finden Sie unter medien-studieren.net.
Weiterbildung im Bereich exzessive Mediennutzung
Laut der JIM-Studie 2023 sind Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahre durchschnittlich 224 Minuten am Tag online. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es noch 179 Minuten.1 Dieser Trend verdeutlicht, dass auch die Tendenz zum exzessiven und pathologischen Mediennutzungsverhalten immer mehr zunimmt.
Eine Weiterbildung in diesem Bereich kann Ihnen helfen, exzessive Mediennutzung und Suchtverhalten zu definieren und untereinander abzugrenzen. Ebenfalls lernen Sie dabei, wie Sie Risikofaktoren und eine Tendenz zu problematischen Verhaltensweisen erkennen und auf welche Hilfsangebote Sie im Ernstfall verweisen können.
Wichtig: Diese Thematik hängt stark mit der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen zusammen und reicht damit ebenfalls in den Bereich der Jugendhilfe hinein. Daher lernen Sie in dieser Art Weiterbildung auch praktische Bezüge für die Arbeit in einzelnen Feldern der Jugendarbeit kennen, beispielsweise Anregungen für Gruppeneinheiten, Unterrichtseinheiten und Projekttage.
Die Seminare werden meist von privaten Trägern gehalten und können, je nach Anbieter, in offenem Rahmen oder für eine spezielle Zielgruppe abgehalten werden. Geeignet ist die Weiterbildung z. B. für Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Erzieherinnen und Erzieher, Mitarbeitende der Jugendhilfe, therapeutisches Fachpersonal und weitere pädagogische Fachkräfte.
Angeboten werden Weiterbildungen im Bereich exzessive Mediennutzung z. B. von:
Außerdem bieten die Caritas, das Diakonische Bildungszentrum, die Landesstellen für Sucht sowie Volkshochschulen ebenfalls Seminare an. Diese können in Form von Halbtags-, Ganztags- oder Wochenendseminaren stattfinden.
Mediencoach
Relativ jung ist die Weiterbildung zum Mediencoach. In einer solchen Weiterbildung werden theoretische Grundlagen zum Thema Medien vermittelt, einzelne Medien unterschieden und die Medienentwicklung der letzten Jahre betrachtet. Außerdem werden Ihnen in diesen Seminaren Ansätze und Strategien der familiären und institutionellen Medienberatung vermittelt.
Als Mediencoach können Sie anschließend in unterschiedlichen Wirkungsfeldern aktiv zu mehr Sicherheit im Netz beitragen, z. B. bei der Durchführung von Projekttagen oder der Wissensvermittlung bei Vorträgen, Workshops oder Tagungen.
Die Weiterbildung als Mediencoach wird ebenfalls von zahlreichen Stellen angeboten, wird z. B. von den folgenden Anbietern durchgeführt:
Zu beachten ist, dass die Bezeichnung "Mediencoach" nicht geschützt ist und die jeweiligen Inhalte der Coachingausbildung von den Anbietern festgelegt werden.
Anforderungen und Voraussetzungen
Möchten Sie Ihre Kompetenzen erweitern, ist eine Weiterbildung in den genannten Richtungen eine gute Entscheidung. Fachkräfte für Medienkompetenz und Medienpädagogik gewinnen mit zunehmender Digitalisierung immer mehr an Bedeutung.
Mit einer entsprechenden Ausbildung können Sie gezielt die problematischen Aspekte der Mediennutzung aufgreifen und jungen Menschen und deren Eltern helfen.
Die genannten Weiterbildungsmöglichkeiten sind z. B. für folgende Zielgruppen geeignet:
- Beraterinnen und Berater in psychosozialen Beratungsstellen
- Fachkräfte im Gesundheitswesen, in Behörden und Verwaltungen und im Sozialwesen
- Erzieherinnen und Erzieher
- Pädagogische Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe
- Selbständige im Bereich Therapie, Coaching und Beratung
- Beratungsfachkräfte
- Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter
Die meisten Seminare können Sie auch als Quereinsteigerin oder Quereinsteiger besuchen. Für andere ist es wiederum notwendig, in einer entsprechenden Institution oder Fachstelle angestellt zu sein, da im Rahmen der Weiterbildung eventuell berufsbegleitende Projekte durchgeführt werden.
Für die meisten Weiterbildungen sind folgende grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten empfehlenswert:
- Grundkenntnisse im Umgang mit digitalen Medien
- Grundkenntnisse der Pädagogik
- Sicheres und freundliches Auftreten als Rednerin oder Redner
- Kenntnisse schulischer und behördlicher Strukturen in Ihrem Wirkungskreis
- Erfahrung im Präsentieren vor Gruppen
- Sichere Kenntnisse von gängiger Präsentations- und PC-Software
Da die Seminare zudem je nach Region und ausführender Stelle inhaltlich sehr unterschiedlich sind, sollten Sie sich in jedem Fall über die individuellen Anforderungen erkundigen. Auch den Preis betreffend gibt es große Unterschiede. Einige Seminare können Sie kostenlos besuchen, bei anderen sind wiederum eine Gebühr oder eine Selbstbeteiligung notwendig. Andere können wiederum vom Arbeitgeber übernommen werden.
Quelle:
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs): JIM-Studie 2023. https://www.mpfs.de/studien/jim-studie/2023