Mediennutzung von Jugendlichen während und nach der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie hat die Art und Weise, Medien im Alltag zu nutzen, völlig verändert. Durch die Schließungen von Schulen und Freizeiteinrichtungen mussten Jugendliche im Frühjahr 2020 neue Verhaltensmuster entwickeln, um mit den Herausforderungen des Lockdowns umzugehen. Während die Nutzungszeiten von Gaming und Streaming bei Jugendlichen mittlerweile wieder leicht rückläufig sind, zeigt sich jedoch ein starker Anstieg der Social-Media-Nutzung. Das belegt eine Studie der DAK aus dem Jahr 2024.

Nachfolgend stellen wir Ihnen die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor und geben einen Ausblick für zukünftige Beratungsangebote.

Problematische Mediennutzung bei Jugendlichen

Seit 2019 wird die Längsschnittstudie zum Medienkonsum von Jugendlichen vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf im Auftrag der DAK durchgeführt. Dafür werden regelmäßig rund 1.200 Familien mit Kindern im Alter zwischen zehn und 17 Jahren zum Mediengebrauch befragt. Das Ergebnis: Während der Pandemie hat sich die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen verdoppelt. Die pathologische Nutzung von Videospielen und Streaming-Angeboten ist zwar zuletzt wieder rückläufig, jedoch ist ein starker, kontinuierlicher Anstieg bei der riskanten Social-Media-Nutzung zu beobachten. 

Die Nutzungszeiten lagen beim Gaming mit 168 Minuten am Wochenende und 98 Minuten unter der Woche nun fast wieder auf vor-pandemischen Niveau: September 2019 betrug die Nutzungszeit am Wochenende 166 Minuten und werktags 91 Minuten. Rund 15 Prozent der Jugendlichen erfüllen die Kriterien für riskantes oder pathologisches Spielverhalten (Computerspielsucht).

Knapp 16 Prozent der Jugendlichen weisen eine problematische oder pathologische Nutzung von Streaming-Angeboten auf. Durchschnittlich verbringen Jugendliche 98 Minuten an Werktagen und 155 Minuten am Wochenende mit Streaming-Angeboten.

Suchtgefahr Social Media

Die Isolation, die Langeweile und der Mangel an Alternativen haben dazu geführt, dass junge Menschen vermehrt zur Ablenkung und Unterhaltung digitale Medien nutzten. Vor allem Social-Media-Feeds mit immer neuen Fotos, Videos und Nachrichten bergen ein hohes Suchtpotential. Über 24,5 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen zeigten ein riskantes und 6,5 Prozent ein pathologisches Nutzungsverhalten.

Zwar sind die Nutzungszeiten sozialer Medien im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen (2023: 150 Minuten werktags, 224 Minuten pro Tag am Wochenende; 2022: 164 Minuten werktags, 229 Minuten am Wochenende), jedoch im Vergleich zu Vor-Pandemie-Zeiten stark erhöht.
Zudem zeigen sich bei Jugendlichen mit problematischer Socia-Media-Nutzung signifikant häufiger depressive Symptome, Ängste, Stress, Defizite in der Emotionsregulation und fehlende Bewältigungsstrategien sowie weniger achtsames Verhalten. 

Die Bedeutung digitaler Medien für Kinder und Jugendliche

Messenger-Dienste wie WhatsApp, soziale Medien oder auch Videospiele haben nach wie vor einen enormen Stellenwert im Leben von Jugendlichen. Sie dienen als Informationsquelle, Kommunikationsmittel und Unterhaltungsmedium. Häufig werden sie außerdem dazu genutzt, Gefühle von Einsamkeit, soziale Isolation oder Kontrollverlust zu reduzieren. Gleichzeitig steigt dabei die Gefahr, ein riskantes oder pathologisches Verhalten zu entwickeln. Einen reflektierten Umgang mit Medien zu erlernen und die Medienkompetenz zu stärken, ist für die Heranwachsenden deswegen umso wichtiger.

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Sie als Fachkraft können dazu einen Beitrag leisten, indem sie sich bei dem Schulprojekt Net-Piloten engagieren. Das Projekt ermöglicht mit einem bewährten Peer-Education-Ansatz die Förderung der Medienkompetenz und Prävention exzessiver Mediennutzung an Schulen.

Chancen für die Suchtberatung

Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen unseres Lebens tiefgründige Veränderungen angestoßen. Die Digitalisierung ist nicht nur im öffentlichen Bereich fortgeschritten, auch das Verständnis für Gesundheitsthemen ist gewachsen. Dies kann auch einen positiven Effekt auf die Suchtberatung haben:

  • Die zusätzlichen Beratungsangebote über Mail, Messenger, Chat und/oder Telefon, die sich während der Corona-Pandemie etabliert haben, eignen sich auch weiterhin als niedrigschwelliger Einstieg für Jugendliche. 

  • Das Problembewusstsein für fehlende Medienkompetenz und exzessive Mediennutzung ist noch stärker in den Fokus gerückt. Die Expertise von Fachkräften aus der Suchtberatung mit dem Schwerpunkt Mediennutzung sind daher für Schulen und Bildungsangebote sehr gefragt. 

  • In einem Pilotprojekt wird aktuell testweise in fünf Bundesländern eine zusätzliche Vorsorgeuntersuchung eingeführt. In dieser wird bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren ergänzend zur J1 und J2 ein Mediensuchtscreening durchgeführt. Dieses basiert auf der GADIS-A-Skala (Gaming Disorder Scale for Adolescents) und soll als Frühwarnsystem zur Erkennung von exzessiver Mediennutzung dienen. So können Jugendliche viel früher auf entsprechende Hilfsangebote verwiesen werden.

Die Ergebnisse der DAK-Suchtstudie verdeutlichen die verbreitete problematische Mediennutzung bei Jugendlichen – auch nach der Corona-Pandemie. Angesichts dieser Herausforderungen ist es entscheidend, dass Fachkräfte, Eltern und Bildungseinrichtungen ihre Bemühungen verstärken und eine verantwortungsbewusste Mediennutzung fördern sowie frühzeitig auf problematische Verhaltensmuster hinweisen. Gleichzeitig eröffnen die Veränderungen durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten für die Suchtberatung, um Jugendliche zu unterstützen und ihnen Hilfestellungen für einen gesunden Umgang mit Medien anzubieten. 

Weitere Informationen zur DAK-Längsschnittstudie "Mediensucht in Zeiten der Pandemie" finden Sie unter:
www.dak.de/dak/unternehmen/reporte-forschung/studie-mediensucht-2022-23_33242

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