Die tägliche Online-Zeit von Jugendlichen sinkt im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 23 Minuten und ist damit wieder auf einem Niveau wie vor der Corona-Pandemie angelangt. Jedoch gibt weit mehr als die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen an, regelmäßig länger am Handy zu sein, als es geplant war. Und mehr als ein Drittel der Jugendlichen sagen, dass es zu Hause oft Diskussionen um die Länge der Handynutzungszeit gibt.
Welche Apps, Spiele und Geräte bei Jugendlichen hoch im Kurs stehen und welche Unterschiede dabei im Altersverlauf sowie zwischen Mädchen und Jungen bestehen, zeigt die aktuelle JIM-Studie 2024. Die wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier zusammengefasst.
Geräteausstattung und Internetnutzung
Nahezu alle Haushalte der befragten Jugendlichen verfügen über ein Smartphone sowie über einen Computer oder Laptop (98 bzw. 97 %). Fernsehgeräte sind in 96 % der Haushalte vorzufinden und 57 % der Jugendlichen geben an, Wearebles wie eine Smartwatch im Haushalt zu haben.
Nahezu alle Jugendlichen (93 %) verfügen über ein eigenes Smartphone und 68 % geben an, dass sie über einen eigenen Computer oder Laptop verfügen. Der Smartphone- und Laptopbesitz bei Mädchen und Jungen ist ähnlich hoch, jedoch verfügen Jungen mit 74 % häufiger über einen eigenen Computer/Laptop (Mädchen 62 %). Ebenso besitzen Jungen mit 61 % deutlich häufiger eine feste Spielekonsole als Mädchen (37 %). Mädchen besitzen hingegen häufiger ein Tablet (64 %; Jungen: 55 %) und E-Book-Reader (18 %; Jungen: 13 %). Insgesamt leicht zugenommen im Vergleich zum Jahr 2023 hat der Besitz von Tablets, festen und tragbaren Spielekonsolen, Wearables und Smartspeakern.
Vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) werden seit 1998 repräsentative Studien zum Mediennutzungsverhalten Jugendlicher durchgeführt.
Jährlich werden 1.200 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren für die JIM-Studie telefonisch sowie online zum Thema Medien und Nutzungsverhalten befragt.
Internetnutzung und Musikhören nehmen bei Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren weiterhin den höchsten Stellenwert bei der freizeitlichen Mediennutzung ein.
Das Smartphone wird von 93 % der Jugendlichen täglich genutzt und 90 % sind jeden Tag online. Insgesamt sind Jugendliche im Jahr 2024 durchschnittlich 201 Minuten täglich online. Damit ist die durchschnittlichen Onlinezeit auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Im Jahr 2014 waren Jugendliche noch durchschnittlich 192 Minuten täglich online.
Das Balkendiagramm zeigt die Entwicklung der täglichen Onlinenutzung von Jugendlichen von 2014 bis 2024. Verbrachten Jugendliche im Jahr 2014 durchschnittlich 192 Minuten online, stieg diese Zeit in den folgenden Jahren an, auf 208 Minuten (2015). Im Jahr 2016 gab es einen leichten Rückgang auf durchschnittlich 200 Minuten, während im Jahr 2017 einen Anstieg auf 221 Minuten, also mehr als 3,5 Stunden, stattfand. 214 Minuten betrug die Onlinezeit 2018 und 205 Minuten 2019, während sie im Jahr 2020 einen historischen Höchststand von 258 Minuten (mehr als 4 Stunden) erreichte. In den Jahren 2021 und 2022 sank die Nutzungszeit wieder auf 241 Minuten bzw. 204 Minuten, stieg 2023 wieder auf durchschnittlich 224 Minuten und sank 2024 auf 201 Minuten.
Medien- und Freizeitgestaltung
Die Freizeitgestaltung von Jugendlichen ist vielfältig. Zwar verbringen sie viel Zeit online, aber auch Offline-Aktivitäten üben viele regelmäßig aus:
- Mit Freundinnen und Freunden bzw. mit Leuten treffen sich 65 % der Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche
- Sport üben 63 % der 12- bis 19-Jährigen regelmäßig aus
- Unternehmungen mit der Familie werden von 36 % der Jugendlichen als regelmäßige Freizeitaktivität angegeben
- 40 % der Jugendlichen bezeichnen sich als gläubig
- Mindestens einmal im Monat gehen Jugendliche diesen Offline-Aktivitäten nach:
- Basteln, DIY, Handarbeiten: 51 %
- Sportveranstaltungen: 50 %
- Partys: 42 %
- Bibliothek: 36 %Selbst Musik machen: 32 %
- Ehrenamtlich aktiv sein: 30 %Kirche/Gottesdienst: 29 %
- Konzerte besuchen: 11 %
- Bücher lesen 37 % der Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche. Nur 11 % nutzen dafür regelmäßig ein E-Book
66 % stimmen der Aussage zu: "Es kommt oft vor, dass ich mich vergesse und viel mehr Zeit am Handy verbringe, als ich geplant hatte".
Mehr als die Hälfte der Jugendlichen stimmt der Aussage zu: "Ich genieße es, wenn ich Zeit ohne Handy und Internet verbringen kann".
Social Media und Messenger Dienste
Fragt man Jugendliche, welches die wichtigsten Apps für sie sind, landet WhatsApp wie im Vorjahr auf Platz eins (81 %). Auf Platz zwei und drei befinden sich Instagram (31 %) und TikTok (26 %).
94 % der Jugendlichen nutzen WhatsApp täglich oder mehrmals pro Woche.
Während Jungen auch vermehrt Gaming-Plattformen wie Discord (Jungen: 30 %, Mädchen: 10 %) und Twitch (Jungen: 21 %, Mädchen: 6 %) nutzen, sind Mädchen häufiger in sozialen Netzwerken wie Instagram (Mädchen: 68 %, Jungen: 56 %), TikTok (Mädchen: 59 %, Jungen: 49 %), Snapchat (Mädchen: 57 %, Jungen: 47 %) und Pinterest (Mädchen: 31 %, Jungen: 9 %) aktiv.
Videoportale und Streaming
Während fast alle Haushalte, in denen Jugendlichen leben, mit einem Fernsehgerät ausgestattet sind, besitzt die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen zudem einen eigenen Fernseher. Lineares Fernsehen wird von 37 % der Jugendlichen regelmäßig geschaut. Nach Selbsteinschätzung schauen 12- bis 19-Jährige 108 Minuten täglich Streamingdienste.
Digitale Spiele
Gaming ist eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten von Jugendlichen: 87 % der Jungen spielen täglich oder mehrmals pro Woche digitale Spiele. Bei Mädchen gibt es mit 58 % auch 2024 wieder weniger regelmäßige Gamerinnen. Nur 6 % der Jugendlichen geben an, nie zu spielen.
Unter allen Jugendlichen wird das Smartphone am liebsten und häufigsten zum digitalen Spielen genutzt. 59 % von ihnen spielen auf dem Smartphone (oder Tablet) täglich oder mehrmals pro Woche. Auf der Konsole oder am PC tun dies jeweils 31 % der Jugendlichen.
Auch die von den Jugendlichen geschätzte Spieldauer wird in der JIM-Studie erhoben. Nach eigenen Angaben beträgt die Spieldauer von Jugendlichen im Jahr 2024 an den Wochentagen durchschnittlich 91 Minuten pro Tag, ähnlich wie im vorherigen Jahr. Generell spielen Jungen im Schnitt deutlich länger (114 Minuten) als Mädchen 66 Minuten).
Die beliebtesten Spiele bei Jugendlichen sind auch 2024 wieder: "Minecraft" (22 %), "FIFA" und "Fortnite" (jeweils 14 %). Neu dabei ist "Brawl Stars" mit 11 %. Während diese Spiele mit Ausnahme von Minecraft von Jungen häufiger als Lieblingsspiel genannt werden, sind bei Mädchen hingegen nach Minecraft die Spiele "Hay Day", "Roblox" und "Die Sims", beliebter.
Desinformation und Cybermobbing
Bei der Befragung gaben 61 % der Jugendlichen an, im letzten Monat mit "Fake News" konfrontiert worden zu sein. 57 % von ihnen gaben an, dass ihnen im letzten Monat online beleidigende Kommentare begegnet sind. Persönliche Beleidigungen oder Anfeindungen im Netz erlebten 11 % der Jugendlichen. Hassbotschaften begegneten 40 %. Außerdem gaben die Jugendlichen an, dass ihnen online im letzten Monat extreme politische Ansichten (54 %) und Verschwörungstheorien (43 %) begegnet sind.
Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, Jugendlichen die Verhaltensrichtlinien einer Netiquette zu vermitteln. Zudem benötigen viele von ihnen Hilfe und müssen wissen, wie sie sich gegen Hass und Hetze wehren können.
Sexuelle Belästigung und Pornografie
Ein Viertel der 12- bis 19-Jährigen gaben an, dass ihnen im letzten Monat ungewollt pornografische Inhalte im Internet begegnet sind (25 %).
Und 29 % geben an, dass sie online schon mal sexuell belästigt wurden. Mädchen erlebten dies mit 36 % deutlich häufiger als Jungen (23 %). Am häufigsten geben Jugendliche die Plattformen Instagram, TikTok und Snapchat an, auf denen sie sexuell belästigt wurden.
Es ist besonders wichtig, dass Jugendliche über Ihre Rechte aufgeklärt werden, unrechtmäßiges Verhalten zu melden. Auch sollte über diese Themenbereiche möglichst enttabuisierend in Schule und Familie gesprochen werden, damit sich Jugendliche über Ihre Grenzen bewusst werden und offen über Probleme sprechen können.
Quelle:
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs): JIM-Studie 2024. https://mpfs.de/studie/jim-studie-2024/