Mehr als 3,5 Stunden sind Jugendliche täglich online: JIM-Studie 2023

Die "Jugend, Information, Medien"-, kurz JIM-Studie, zeigt wieder eine hohe tägliche Online-Zeit bei Jugendlichen: 224 Minuten, das sind 3 Stunden und 44 Minuten. Damit ist ein Anstieg im Vergleich zum letzten Jahr zu verzeichnen. 
Während Jugendliche insbesondere gerne per WhatsApp chatten, auf Social-Media-Portalen wie Instagram und TikTok aktiv sind oder Online-Games spielen, werden sie aber auch mit sexueller Belästigung, ungewollten pornografischen Inhalten, Hass oder „Fake News“ konfrontiert.
Die Stärkung der Medienkompetenz bei Jugendlichen ist daher weiterhin eine der wichtigsten Aufgaben von Erziehenden.

Geräteausstattung und Internetnutzung

Nahezu alle Haushalte der befragten Jugendlichen verfügen über ein Smartphone sowie über einen Computer oder Laptop (je 99 %). Fernsehgeräte sind in 97 % der Haushalte vorzufinden und 86 % der Jugendlichen haben Zugang zu einem Videostreaming-Dienst im Haushalt.
Ähnlich wie im letzten Jahr, geben 96 % der Jugendlichen an, ein eigenes Smartphone zu besitzen und 73 %, dass sie über einen eigenen Computer oder Laptop verfügen. Der Smartphone- und Laptopbesitz bei Mädchen und Jungen ist ähnlich hoch, jedoch verfügen Jungen mit 52 % häufiger über einen eigenen Computer (Mädchen 28 %). Ebenso besitzen Jungen mit 61 % deutlich häufiger eine feste Spielekonsole als Mädchen (33 %). Mädchen besitzen hingegen häufiger ein Tablet (63 %; Jungen: 49 %), einen Laptop (56 %; Jungen: 51 %) und E-Book-Reader (17 %; Jungen: 11 %). 

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Vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) werden seit 1998 repräsentative Studien zum Mediennutzungsverhalten Jugendlicher durchgeführt.
Jährlich werden 1.200 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren für die JIM-Studie telefonisch sowie online zum Thema Medien und Nutzungsverhalten befragt. 

Internetnutzung und Musikhören nehmen bei Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren den höchsten Stellenwert bei der freizeitlichen Mediennutzung ein.
Das Smartphone wird von 93 % der Jugendlichen täglich genutzt und 88 % sind jeden Tag online. Insgesamt sind Jugendliche im Jahr 2023 durchschnittlich 224 Minuten täglich online. Damit ist wieder ein Anstieg der durchschnittlichen Onlinezeit zu verzeichnen. Die bisher höchste durchschnittliche Nutzungszeit lag 2020 bei 258 Minuten. In den Jahren 2021 und 2022 war ein Rückgang auf Vor-Pandemie-Niveau zu verzeichnen: 241 Minuten bzw. 204 Minuten. Im Verlauf der letzten 10 Jahre ist insgesamt ein deutlicher Anstieg der Onlinenutzung zu erkennen. 2013 waren Jugendliche noch durchschnittlich 179 Minuten täglich online.

Medien- und Freizeitgestaltung

Die Freizeitgestaltung von Jugendlichen ist vielfältig. Zwar verbringen sie viel Zeit online, aber auch Offline-Aktivitäten üben viele regelmäßig aus:

  • Mit Freundinnen und Freunden bzw. mit Leuten treffen sich 70 % der Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche
  • Sport üben 62 % der 12- bis 19-Jährigen regelmäßig aus
  • Unternehmungen mit der Familie werden von 30 % der Jugendlichen als regelmäßige Freizeitaktivität angegeben
  • 38 % der Jugendlichen bezeichnen sich als religiös
  • Mindestens einmal im Monat gehen Jugendliche diesen Offline-Aktivitäten nach:
    • Basteln, DIY, Handarbeiten: 49 %
    • Sportveranstaltungen: 46 %
    • Partys: 46 %
    • Selbst Musik machen: 35 %
    • Bibliothek: 30 %
    • Kirche/Gottesdienst: 24 %
    • Kirchliche/religiöse Organisation: 17 %
    • Konzerte besuchen: 8 %
  • Bücher lesen 35 % der Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche. Nur 10 % nutzen dafür regelmäßig ein E-Book
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61 % stimmen der Aussage zu: "Es kommt oft vor, dass ich mich vergesse und viel mehr Zeit am Handy verbringe, als ich geplant hatte". 
Mehr als die Hälfte der Jugendlichen stimmt der Aussage zu: "Ich genieße es, wenn ich Zeit ohne Handy und Internet verbringen kann".

Social Media und Messenger Dienste

WhatsApp ist, wie im Vorjahr, auf Platz eins der wichtigsten Apps von Jugendlichen (79 %). Auf Platz zwei und drei befinden sich Instagram (31 %) und TikTok (25 %).
94 % der Jugendlichen nutzen WhatsApp täglich oder mehrmals pro Woche

Während Jungen auch vermehrt Gaming-Plattformen wie Discord (Jungen: 28 %, Mädchen: 8 %) und Twitch (Jungen: 21 %, Mädchen: 5 %) nutzen, sind Mädchen häufiger in sozialen Netzwerken wie Instagram (Mädchen: 66 %, Jungen: 58 %), TikTok (Mädchen: 63 %, Jungen: 55 %), Snapchat (Mädchen: 56 %, Jungen: 43 %) und Pinterest (Mädchen: 23 %, Jungen: 8 %) aktiv.

Videoportale und Streaming

Während fast alle Haushalte, in denen Jugendlichen leben, mit einem Fernsehgerät ausgestattet sind, besitzt mehr als die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen zudem einen eigenen Fernseher (57 %). Zugang zu einem Videostreaming-Dienst haben 86 %. Nach Selbsteinschätzung schauen 12- bis 19-Jährige 129 Minuten wochentags fern (2022: 134 Min., 2021: 132 Min., 2020: 137 Min.).

Digitale Spiele

Gaming ist eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten von Jugendlichen: 86 % der Jungen spielen täglich oder mehrmals pro Woche digitale Spiele. Bei Mädchen gibt es mit 56 % auch 2023 wieder weniger regelmäßige Gamerinnen. Nur 8 % der Jugendlichen gibt an, nie zu spielen.

Unter allen Jugendlichen wird das Smartphone am liebsten und häufigsten zum digitalen Spielen genutzt. 53 % von ihnen spielt auf dem Smartphone mehrmals pro Woche oder täglich. Auf der Konsole oder am PC tun dies jeweils 28 % der Jugendlichen. Und knapp ein Viertel der Jugendlichen spielt auf dem Tablet (24 %).

Auch die von den Jugendlichen geschätzte Spieldauer wird in der JIM-Studie erhoben. Nach eigenen Angaben beträgt die Spieldauer von Jugendlichen im Jahr 2023 an den Wochentagen durchschnittlich 92 Minuten pro Tag. Zum Vergleich: 2022 betrug die geschätzte Spieldauer pro Tag noch 109 Minuten. Generell spielen Jungen im Schnitt deutlich länger (119 Minuten) als Mädchen 61 Minuten).

 

Die beliebtesten Spiele bei Jugendlichen sind auch 2023 wieder: "Minecraft", "FIFA" und "Fortnite". Während diese Spiele von Jungen häufiger als Lieblingsspiel genannt werden, sind bei Mädchen hingegen die Spiele "Die Sims", "Hay Day" und "Mario Cart" beliebter.

Desinformation und Cybermobbing

Bei der Befragung gaben 58 % der Jugendlichen an, im letzten Monat mit "Fake News" konfrontiert worden zu sein. 51 % von ihnen gaben an, dass ihnen im letzten Monat online beleidigende Kommentare begegnet sind. Persönliche Beleidigungen oder Anfeindungen im Netz erlebten 14 % der Jugendlichen. Hassbotschaften begegneten 39 %. Außerdem gaben die Jugendlichen an, dass ihnen online im letzten Monat extreme politische Ansichten (42 %) und Verschwörungstheorien (40 %) begegnet sind.

Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, Jugendlichen die Verhaltensrichtlinien einer Netiquette zu vermitteln. Zudem benötigen viele von ihnen Hilfe und müssen wissen, wie sie sich gegen Hass und Hetze wehren können.

Sexuelle Belästigung und Pornografie

Fast ein Viertel der 12- bis 19-Jährigen gaben an, dass ihnen im letzten Monat ungewollt pornografische Inhalte im Internet begegnet sind (23 %).
Und 30 % geben an, dass sie online schon mal sexuell belästigt wurden. Mädchen erlebten dies mit 36 % deutlich häufiger als Jungen (24 %). Am häufigsten geben Jugendliche die Plattformen Instagram, TikTok und Snapchat an, auf denen sie sexuell belästigt wurden.

Es ist besonders wichtig, dass Jugendliche über Ihre Rechte aufgeklärt werden, unrechtmäßiges Verhalten zu melden. Auch sollte über diese Themenbereiche möglichst enttabuisierend in Schule und Familie gesprochen werden, damit sich Jugendliche über Ihre Grenzen bewusst werden und offen über Probleme sprechen können.

Quelle:
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs): JIM-Studie 2023. www.mpfs.de/studien/jim-studie/2023/

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