Videogames versprechen nicht nur hohen Spielspaß, sie können Spielerinnen und Spieler ganz in den Bann der virtuellen Welt ziehen. Kinder und Jugendliche schätzen dieses intensive Spielerlebnis und verbringen oftmals viel Zeit vor dem Bildschirm. Wenn das Kind die Zeit vergisst oder sich nicht an Absprachen hält, kann das für Eltern zu einer Herausforderung werden. Jedoch sind viele Video- und Computerspiele so konzipiert, dass sie Kinder und Jugendliche regelrecht dazu anregen, viel Zeit im Spiel zu verbringen.
Hier erfahren Sie, welche Spielelemente und Faktoren den Spielspaß erhöhen und zum Weiterspielen verleiten. Zudem stellen wir die Computerspiel-Genres vor, die bei Jugendlichen besonders beliebt sind.
Beliebte Computerspiel-Genres bei Jugendlichen
Ähnlich wie bei Film- und Musikgenres ist es nicht immer leicht, digitale Games einem bestimmten Genre zuzuordnen. Die Grenzen verlaufen fließend und Spielelemente können sich in den verschiedenen Spielgenres vermischen. Um das Genre eines Videospiels zu bestimmen, werden die Spielelemente, die Art der Interaktion und die Spielmechanismen bewertet. Die erzählte Geschichte spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Diese Spiele-Genres sind bei Jugendlichen besonders beliebt
Actionspiele: Ziel des Spiels ist es, eine Spielfigur unbeschadet durch alle Level und damit durch die ganze erzählte Geschichte zu befördern. Erschwert wird diese Aufgabe durch ein anspruchsvolles Leveldesign, Kämpfe mit Widersachern und Rätselaufgaben. Diese Spiele sind zumeist in bestimmte Abschnitte unterteilt.
Bekannte Beispiele: The Last of Us, Tomb Raider, Uncharted, GTABattle-Royal-Shooter: Bei diesem Spielgenre werden verschiedene Spielerinnen und Spieler in einer Arena eingeschlossen und müssen um den Sieg kämpfen. Der oder die letzte Überlebende gewinnt die Runde. Bei Battle-Royal-Shootern kann zwischen verschiedenen Figuren gewählt werden, die dann durch Kämpfe immer weiter trainiert werden, um neue Fähigkeiten oder Waffen zu erlangen.
Bekannte Beispiele: Fortnite, Playerunknown’s Battlegrounds (PUBG), Apex LegendsOnline-Rollenspiel: Hier organisieren sich die Nutzerinnen und Nutzer online in kleinen Teams und erkunden die Spielwelt und treten gegen andere Teams und/oder computergenerierte Gegner an. Die Spielfigur übernimmt dabei im Team eine bestimmte Funktion (z. B. als Heiler). Bei Online-Rollenspielen können Millionen von Spielerinnen und Spielern gleichzeitig spielen (Massively Multiplayer Online Role Playing Game – MMORPG).
Bekannte Beispiele: The Elder Scrolls Online, World of Warcraft, Star Wars – The Old RepublicRollenspiele: Beim Spiel wird die Perspektive eines entweder selbst erstellten oder vorgefertigten Charakters eingenommen. Dieser entwickelt sich über den Verlauf der Geschichte hinweg zu einer heldenhaften Figur, die ein Unheil abwenden muss. Die Spielwelten sind hier meist offen gestaltet und die Handlungsmöglichkeiten sehr groß.
Bekannte Beispiele: Skyrim, The Witcher, Pokémon, Diabolo, Hogwarts LegacyShooter: Bei Shooter-Spielen müssen Spielerinnen und Spieler angreifende Gegner mithilfe von Waffen besiegen und so bis zum Rundenende durchhalten. Shooter-Spiele können sowohl offline als auch online gespielt werden. Im Offline-Modus wird die Spielfigur bis ans Ende der erzählten Geschichte begleitet. Der Fokus liegt bei Shooter-Spielen allerdings auf dem Online-Spielen. Hier können Nutzerinnen und Nutzer gegen andere reale Gegner in immer neuen Konstellationen antreten.
Bekannte Beispiele: Call of Duty, Battlefield, Days Gone, Doom, Counter-StrikeSimulationen: In einem Simulationsspiel tauchen Spielerinnen und Spieler in die virtuelle Welt ein und spielen reale Situationen nach. In Simulationen ist es z. B. möglich, Flugzeug zu fliegen, Landwirtschaft zu betreiben oder ein Unternehmen aufzubauen. Der Bezug zur realen Welt macht diese Spiele interessant, da so Situationen erlebt werden können, zu denen man sonst keine Gelegenheit hat.
Bekannte Beispiele: Die Sims, Landwirtschafts-Simulator, Animal CrossingSportspiele: Wie der Name bereits verrät, wird hierbei eine Simulation einer bestimmten Sportart in der virtuellen Welt gespielt. Das Spiel wird dabei besonders realitätsnah dargestellt und durch Berichterstattungen während des Spiels oder Rückblenden der Ereignisse begleitet. Auch bei Sportspielen ist es oft möglich, online gegen andere Personen anzutreten.
Bekannte Beispiele: FIFA, NBA, MaddenStrategiespiele: Wer ein Strategiespiel gewinnen möchte, muss Geduld und taktisches Geschick beweisen. Ziel dieser Spiele ist es, durch ausgeklügelte Spielzüge ein langfristiges Ziel zu erreichen. So müssen zum Beispiel Schlachten gewonnen oder Populationen aufgebaut werden. Auch Strategiespiele können einen Online-Modus besitzen, in dem verschiedene Spielerinnen und Spieler gegeneinander antreten können.
Bekannte Beispiele: die Civilization-Reihe, die Anno-Reihe, StarCraft
Spielelemente, die zum längeren Spielen anregen
Filme und Serien können uns fesseln und die Zeit vergessen lassen, allerdings ist das Medienerlebnis hier oft nicht so intensiv wie bei Videospielen. Durch die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sind Computerspiele heute interaktiver und immersiver als früher. Sie verstehen es, Spielerinnen und Spieler ganz einzunehmen. Dadurch wird es möglich, regelrecht in der virtuellen Welt zu versinken. Dieser Effekt wird durch bestimmte Spielelemente sogar noch verstärkt und nennt sich Immersion.
Spielelemente, welche die Immersion verstärken
Persistente Spielwelt: In einer persistenten Spielwelt läuft die Zeit weiter, auch wenn gerade nicht gespielt wird. Dieses Spielelement ist meist bei Online-Spielen zu finden. Auch nach dem Logout verändert sich die Welt und wird durch andere mitspielende Personen beeinflusst. Um nichts zu verpassen oder negative Konsequenzen zu erleben, versuchen Spielende deshalb, so oft wie möglich zu spielen.
Grenzenlosigkeit der Welt & Realitätsnähe: Insbesondere Rollenspiele zeichnen sich dadurch aus, dass die Spielwelt geradezu grenzenlos erscheint. Das weckt die Neugier der Spielerinnen und Spieler, jeden Bereich der Welt zu entdecken. Zudem wird die Grafik der Spiele immer besser und realistischer. Durch diese Nähe zur Realität wird eine stärkere Identifikation mit der Welt und den Figuren darin begünstigt.
Handlungsvielfalt & Rollenspielcharakter: Komplexe Spiele bieten die Möglichkeit auszuwählen, welche Aufgaben (Quests) oder Rätsel zuerst erledigt werden sollen. Durch diesen Handlungsspielraum ist die freie Entscheidung darüber möglich, welche Elemente gelöst und welche vielleicht ignoriert werden. Zudem gibt es Spiele, bei denen die Entscheidungen der Spielerinnen und Spieler eine Auswirkung auf den Spielverlauf und den Ausgang der Geschichte haben. So wird ein hohes Identifikationspotenzial mit der Hauptfigur geschaffen.
Herausforderungen & Wettbewerbe: Der Großteil der Videospiele stellt Spielerinnen und Spieler vor die Herausforderung, das Spiel zu meistern und immer schwierigere Level oder Aufgaben zu lösen. Das weckt den Ehrgeiz und motiviert zum Weiterspielen. Bei Online-Spielen kommt hier noch der Konkurrenzkampf mit anderen echten Personen hinzu.
Erhöhter Aufwand: Ein weiterer Faktor, der dazu beträgt, dass Nutzerinnen und Nutzer das Spiel nicht beiseitelegen wollen, ist die bereits investierte Zeit. Viele Spielerinnen und Spieler verbringen Stunden damit, eine individuelle Spielfigur zu kreieren und zu trainieren. Die Zeit, die dafür genutzt wurde, soll am Ende möglichst nicht umsonst gewesen sein.
Glücksspielelemente: Auch Glücksspielelemente können dazu führen, dass Spielerinnen und Spieler versuchen, mehr Zeit im Spiel zu verbringen. Lootboxen sollen z. B. mit etwas Glück einen Vorteil gegenüber anderen schaffen. Daher wird mehr Zeit investiert, um diese Elemente freizuspielen.
Soziale Faktoren: Bei Spielen, die im Team gespielt werden, entwickeln sich soziale Beziehungen. Einzelne Teammitglieder übernehmen Pflichten und Verantwortungen der Gruppe gegenüber und möchten diese natürlich auch erfüllen. Diese Gemeinschaft motiviert dazu, länger zu spielen, da innerhalb der Gruppe natürlich auch Freundschaften geschlossen werden können. Die sozialen Faktoren sind besonders bei MMORPGs besonders ausgeprägt.
All diese Elemente tragen dazu bei, dass die Spielerfahrung so komplex, interaktiv und immersiv wird, dass Spielerinnen und Spieler sich in der Spielwelt verlieren können. Allerdings kann durch ein gemäßigtes Nutzungsverhalten und mit dem Aufbau einer sicheren Medienkompetenz das Risiko verringert werden, dass sich daraus ein problematisches Verhalten entwickelt.
Befinden sich Jugendliche allerdings in einer schwierigen persönlichen Situation, sind einsam oder pflegen nur sehr wenige soziale Kontakte, steigt das Risiko einer Flucht in die virtuelle Welt.
Anzeichen für eine Videospielsucht sind unter anderem:
Ihr Kind verbringt unverhältnismäßig viel Zeit mit dem Spiel.
Aufgaben und Pflichten werden durch das Spiel vernachlässigt.
Negative Konsequenzen, die sich durch seine lange Spielzeit ergeben, nimmt Ihr Kind in Kauf.
Ihr Kind trifft sich immer weniger mit seinen Freundinnen und Freunden.
Es treten Entzugserscheinungen wie Nervosität, Aggression oder Schaflosigkeit auf, wenn Ihr Kind nicht die Möglichkeit hat zu spielen.
Zeigt Ihr Kind diese Symptome dauerhaft, ist es ratsam, einzugreifen und mit Ihrem Kind über Ihre Bedenken und sein Verhalten zu reden. Dafür können Sie sich auch professionelle Unterstützung suchen. In unserem Artikel "Konfliktauslöser Videospiele" schlagen wir Ihnen einige Lösungsansätze vor. Außerdem finden Sie im Beratungsstellenfinder Hilfsangebote in Ihrer Nähe, die Sie und Ihr Kind auf dem Weg zu einem gesunden Videospielkonsum begleiten.