Videospiele bieten eine Mischung aus Unterhaltung, sozialer Interaktion und Herausforderungen. Über 70 % der Jugendlichen spielen regelmäßig digitale Spiele. Viele Games faszinieren jedoch nicht allein durch ihre packenden Geschichten, sondern setzen auch gezielt Mechanismen ein, die nicht nur Jugendliche zum längeren Zocken anregen. Dieser Artikel beleuchtet, welche Videospiele bei Jugendlichen populär sind, welche Spielmechanismen das Suchtpotenzial erhöhen und wie Sie gemeinsam einen gesunden Umgang mit digitalen Spielen finden können.
Beliebte Videospiele bei Jugendlichen
Laut der JIM-Studie 2024 zählen vor allem Minecraft, FIFA, Fortnite und GTA zu den beliebtesten Videospielen unter Jugendlichen – und das bereits seit vielen Jahren. Aber auch Call of Duty und League of Legends sind für ihre großen Spiel-Communitys bekannt. Neu dabei und beliebt vor allem bei den jüngeren Jugendlichen ist das Handygame Brawl Stars.
Suchtmechanismen beliebter Games
Videospiele sind ein wesentlicher Bestandteil der Freizeitgestaltung vieler Jugendlicher. Sie begeistern durch spannende Welten, packende Herausforderungen und soziale Interaktionen. Doch was macht einige Spiele besonders fesselnd? Neben ihrer Attraktivität gibt es gezielte Spielmechanismen, die Spielende an die Games binden sollen. Viele der Spiele, die besonders bei Jugendlichen beliebt sind, zeigen diese Mechanismen in unterschiedlichen Ausprägungen:
Minecraft ist ein Open-World-Spiel, das fast unbegrenzte kreative Möglichkeiten bietet. Spielende können in einer blockartigen Welt Ressourcen abbauen, eigene Bauwerke erstellen oder Abenteuer erleben. Minecraft lockt durch die unbegrenzten Möglichkeiten, eine eigene Welt zu gestalten. Jede Aktion – ob das Abbauen von Blöcken oder das Sammeln von Ressourcen – trägt zum Fortschritt bei und ist quasi unendlich.
Fortnite: Bei Fortnite handelt es sich um ein sogenanntes Battle-Royale-Spiel, in dem bis zu 100 Spielende in einer schrumpfenden Arena gegeneinander antreten, bis nur noch einer übrig bleibt. Das Spiel kombiniert taktische Kämpfe mit Bau- und Überlebenselementen. Regelmäßige Updates, kreative Skins und In-Game-Events sorgen für stetige Abwechslung. Fortnite bietet zudem regelmäßig Battle Passes, die Spieler:innen durch das Abschließen von Aufgaben mit Skins oder Emotes belohnen. Diese Inhalte sind zeitlich begrenzt, sodass das Gefühl entsteht, etwas zu verpassen, wenn man nicht spielt.
FIFA ist eine Fußball-Simulation, in der man gegen Freund:innen oder andere Spielende weltweit antritt, um Matches zu gewinnen. Im FIFA Ultimate Team (FUT)-Modus können zusätzlich Karten von Fußballstars gesammelt werden, um das persönliche Traumteam zu erstellen. Die Karten werden durch "Packs" (Lootboxen) freigeschaltet, je besser der zufällige Inhalt in den Packs, desto höher der Status im Spiel.
Brawl Stars ist ein Handygame, bei welchem verschiedene Charaktere ("Brawler") in Cartoon-Optik zur Auswahl stehen und in Matches gegeneinander antreten. In verschiedenen Spielmodi kann alleine oder im Team gekämpft werden. Brawl Stars ist free-to-play, also kostenlos spielbar. Es beinhaltet jedoch umfangreiche Kaufoptionen wie Lootboxen, ohne die nur langsamer Spielfortschritt möglich ist oder man zu längerem Spielen angeregt wird. Die Fangemeinde auf YouTube und Twitch wächst stetig und schafft ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Grand Theft Auto (GTA) ist eine Open-World-Spielreihe, die sich durch ihre riesigen, frei erkundbaren Städte und packenden Geschichten auszeichnet. Spieler und Spielerinnen schlüpfen in die Rolle von Kriminellen und erfüllen entsprechende Missionen. GTA bietet eine große offene Welt, in der die Spielenden durch Missionen, Nebenquests und eigene kreative Ziele belohnt werden. Die Möglichkeit, in der offenen Welt eigene Wege zu gehen und in eine andere Rolle zu schlüpfen und die scheinbar nicht endenden Missionen binden einen an das Spiel.
League of Legends (LoL) ist ein Multiplayer-Online-Battle-Arena-Spiel (MOBA), in dem zwei Teams von fünf Spielenden gegeneinander antreten. Ziel ist es, die Basis des gegnerischen Teams zu zerstören. Auch LoL arbeitet mit Lootboxen, die dem Glücksspiel-Prinzip unterliegen und so suchtfördernd sein können. Der Ranglistenmodus (Ranked) in LoL motiviert die Spielenden zudem, immer besser zu werden und im Rangsystem aufzusteigen. Gleichzeitig erzeugt das Team eine gewisse soziale Verantwortung, da jeder Einzelne zur Leistung der Gruppe beiträgt.
Call of Duty: Das Spiel hat keine Jugendfreigabe, dennoch ist es nicht unwahrscheinlich, dass Jugendliche die beliebte Shooter-Reihe schon mal gespielt oder mindestens davon gehört haben. Besonders der Multiplayer-Modus, in dem Spielerinnen und Spieler in Teams gegeneinander kämpfen, ist populär. Der Multiplayer-Modus bietet Rangsysteme, Fortschrittspunkte und tägliche Herausforderungen, die dazu anspornen, sich zu verbessern und neue Ausrüstung oder Skins freizuschalten.
Diese Spiele sind so beliebt, weil sie neben gutem Gameplay auch Mechanismen enthalten, die zum Weiterspielen anregen. So tauchen Spielerinnen und Spieler immer tiefer in die virtuelle Welt ein und können sich manchmal nur schwer davon lösen. Belohnungsschleifen und Fortschrittssysteme schaffen Erfolge, die wiederholt erlebt werden wollen. Zeitdruck oder einmalige Events bauen Spannung auf und verstärken das Gefühl, etwas nicht verpassen zu wollen ("FOMO").
Gerade Jugendliche, die persönliche Herausforderungen durchleben, können stärker gefährdet sein. Soziale Bestätigung und Status im Spiel lassen sie ein ersehntes Zugehörigkeitsgefühl erleben. Dadurch steigt das Risiko, dass Gaming für sie zu einer Art Flucht wird. Sich diesen Mechanismen bewusst zu werden, hilft dabei, eine gesunde Balance zwischen Spielspaß und Alltag zu finden.
Tipps gegen das Dauerzocken
In einem gemeinsamen Gespräch können Eltern ihrem Kind vermitteln, wie Belohnungsschleifen und andere Mechanismen wirken und warum sie dazu verleiten, länger zu spielen als geplant.
Ist das Bewusstsein für die Wirkung da, können Eltern und Jugendliche gemeinsam Maßnahmen festlegen.
Sie machen sich Sorgen um das Spielverhalten Ihres Kindes? Der Selbsttest von Ins Netz gehen bietet Ihnen eine unabhängige Einschätzung. Ihr Kind kann den Selbsttest ausfüllen und das Ergebnis bietet eine gute Grundlage, um ins Gespräch zu kommen. Ihr Kind kann sich zudem für die Online-Beratung anmelden.
- Medienzeit vereinbaren: Feste Spielzeiten, wie bestimmte Tage oder Stundenkontingente, helfen, übermäßige Bildschirmzeit zu vermeiden.
- Alternativen schaffen: Neben Videospielen ist ein Ausgleich durch alternative Beschäftigungsideen, Sport oder Familienaktivitäten sinnvoll.
- Exzessive Nutzung erkennen: Nicht jede intensive Spielphase deutet direkt auf eine Computerspielsucht hin. Vernachlässigt ihr Kind jedoch Freundschaften oder Hobbys, sollten Sie genauer hinschauen.
- Reflexion fördern: Unterstützen Sie Ihr Kind durch gemeinsame Gespräche dabei, das eigene Verhalten regelmäßig zu hinterfragen. Denken Sie außerdem an Ihre Vorbildfunktion bei der Mediennutzung.
Ausgewogene Mediennutzung
Eine gesunde Balance zwischen der Nutzung von Videospielen und anderen Bereichen des Lebens bei Jugendlichen ist besonders wichtig. Dazu gehört ein geregelter Alltag, in dem Schule, Freundschaften und Hobbys ihren Platz finden. Mit klaren Regeln und offener Kommunikation können Jugendliche und Eltern gemeinsam eine ausgewogene Mediennutzung im Alltag gestalten.
Hilfe im Umgang mit dem Spielverhalten Ihres Kindes finden Sie über unsere E-Mail-Beratung oder die Beratungsstellen-Datenbank.
Gaming ist für viele Jugendliche ein wichtiges Hobby. Sie wünschen sich, dass Eltern dies anerkennen und nicht nur als problematisch einordnen. Es ist wichtig, mit klaren Regeln und einem Bewusstsein für die Spielmechanismen und Suchtrisiken ein gesundes Maß zu finden und dabei auch gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.