Mentale Gesundheit und digitale Mediennutzung bei Jugendlichen

Irgendwann ist es soweit: Aus Kindern werden Erwachsene. Der Weg dorthin steckt allerdings voller Herausforderungen – für Eltern und Jugendliche. Körperliche, soziale und psychische Veränderungen machen vielen Heranwachsenden zu schaffen und äußern sich oftmals in starken Emotionen. Der Konsum von Medien spielt dabei eine große Rolle. Erfahren Sie mehr zu den Hintergründen und wie Sie Ihre Kinder mental stärken und gemeinsam eine gesunde und selbstkritische Mediennutzung fördern können.

Die Pubertät – eine besondere Zeit

Jugendliche befinden sich in der Pubertät in einer physisch und psychisch turbulenten Phase ihres Lebens. Auf der Suche nach der eigenen Identität sind Selbstzweifel und Unsicherheiten nicht selten. Gleichzeitig verspüren die Heranwachsenden vermehrt den Drang, auf eigenen Beinen zu stehen und selbstständiger zu werden. 

Für Eltern können der Umgang und die Akzeptanz der Veränderungen und Abgrenzungsversuche von Jugendlichen eine große Herausforderung sein. Hobbys verändern sich, gemeinsame Urlaube und Unternehmungen verlaufen nicht mehr so wie früher und Ihr Kind unterhält sich vermutlich lieber mit seinen Freundinnen und Freunden (z. B. auch per Messenger und Socia Media) als mit Ihnen. Wichtig zu wissen: Das Verhalten Ihres Kindes richtet sich nicht gegen Sie, sondern ist ein natürlicher Prozess für Ihr Kind und bietet für Sie die Chance, es dabei begleiten und unterstützen zu können.  
 

Entwicklungsphasen der Pubertät

Die Pubertät verläuft in mehreren Phasen.

  1. So macht sich die Vorpubertät oft bereits gegen Ende der Grundschulzeit bemerkbar und dauert in der Regel ein bis zwei Jahre. Die von den Eltern aufgestellten Regeln werden zunehmend angezweifelt und die Kinder wollen vermehrt eigene Entscheidungen treffen. Auch der Wunsch nach einem eigenen Smartphone wird dann häufig Thema. Wer eines besitzt, kann leichter mit dem eigenen Freundeskreis in Kontakt bleiben und "gehört dazu".

  2. Die Hochphase der Pubertät liegt ungefähr zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr. In dieser Zeit steht vor allem die körperlich-seelische und sexuelle Entwicklung im Vordergrund. Gleichaltrige werden als Bezugspersonen immer wichtiger, denn oft fühlen sich Jugendliche von den Eltern nicht verstanden und besprechen ihre Probleme lieber mit der besten Freundin oder dem besten Freund. Soziale Netzwerke und Videospiele üben eine besondere Faszination auf Jugendliche aus und können die Identitätsfindung beeinflussen. So können das Chatten und Posten in sozialen Netzwerken wie der tägliche Austausch auf dem Schulhof verstanden werden. Beim "Gaming" stehen der Austausch mit Gleichgesinnten, gemeinsame Spielerfahrungen im Mehrspieler-Modus und das Gruppenzugehörigkeits-Gefühl im Vordergrund. Weitere Informationen zur Bedeutung der Medien für Jugendliche finden Sie in unserem Artikel "Digitale Jugendkultur".

  3. Die spätpubertäre Phase beginnt ungefähr ab dem 16. Lebensjahr. Zwar nimmt das Konfliktpotential in dieser Zeit ab, dennoch kann es immer wieder zu Diskussionen kommen. Auch eine vermehrte Mediennutzung, insbesondere von Videospielen, ist oft Grund einer Auseinandersetzung. Die Kunst liegt darin, Freiheiten zu gewähren und gleichzeitig den Kontakt nicht zu verlieren – und das in jeder Phase der Pubertät. Wie das gelingen kann, erfahren Sie in unserem Artikel "Zugang zu Jugendlichen finden".

Starke Stimmungsschwankungen sind bei Pubertierenden generell keine Seltenheit. Manche Eltern machen sich trotzdem Sorgen und fragen sich vielleicht, wie viel "schlechte Laune" noch normal ist.

Depressive Verstimmungen ernst nehmen

Nicht jeder Streit ist gleich eine Störung des Sozialverhaltens und nicht jede Phase schlechter Stimmung ist gleich eine Depression. Diese Phasen sind meist nur von kurzer Dauer, dennoch sollten Eltern die Gefühle ihrer Kinder ernst nehmen und beobachten. Denn: Eine depressive Verstimmung kann zum Startpunkt einer ernsten psychischen Erkrankung werden. Immerhin gehört die Depression zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Betroffen sind etwa drei bis sieben Prozent der Jugendlichen in Deutschland.

Eltern sollten hellhörig werden, wenn ihr Kind beispielsweise:

  • über einen längeren Zeitraum traurig oder schnell gereizt ist, 

  • kein Interesse mehr an Aktivitäten und Dingen hat, die zuvor Freude bereitet haben,

  • antriebslos ist und häufig ermüdet wirkt.

Diese Aufzählung ist nicht vollständig und nicht alle Symptome lassen zwangsläufig auf eine depressive Erkrankung schließen. Sie treten auch nicht unbedingt gleichzeitig auf und können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. 

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Ausführliche Informationen zum Thema Depression bei Kindern und Jugendlichen erhalten Sie beispielsweise auf www.ich-bin-alles.de.

Neben der Depression ist die soziale Phobie eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Jugendalter. Betroffene fürchten Situationen, in denen sie glauben, einer prüfenden Betrachtung durch andere ausgesetzt zu sein und deren Erwartungen nicht zu erfüllen. Dahinter steht die Angst, sich zu blamieren oder unangenehm aufzufallen. In der gefürchteten Situation erleben sie starke Angstreaktionen mit körperlichen Symptomen wie Zittern, Schwitzen und Herzklopfen. Sie versuchen daher solche Situationen zu vermeiden oder durchleben sie nur unter erheblicher Belastung. 

Problembewältigung durch übermäßigen Medienkonsum

Die Nutzung digitaler Medien kann den betroffenen Jugendlichen helfen, denn: Soziale Netzwerke oder Messenger können es sozial ängstlichen Menschen leichter machen, sich zu öffnen und ihre Gefühlslage zu äußern. Gleichzeitig können psychische Erkrankungen mit einem übermäßigen sozialen Rückzug und der Flucht in digitale Angebote in Zusammenhang stehen. Jede und jeder dritte Jugendliche nutzt soziale Medien, um nicht an unangenehme Dinge denken zu müssen. Bei den Mädchen ist das häufiger zu beobachten, während Jungen häufiger und länger digitale Spiele nutzen. Dabei scheinen sich depressive Auffälligkeiten und übermäßige Mediennutzung gegenseitig zu verstärken. Ob sich depressive Kinder und Jugendliche häufiger in die digitale Medienwelt zurückziehen und deshalb ein Suchtverhalten entwickeln oder umgekehrt, ist dabei nicht klar ersichtlich. Zeichnet sich ein ungesunder Konsum von Medien und Videospielen ab, ist es wichtig darüber zu sprechen und gemeinsam mit dem Kind eine Vereinbarung über die Nutzungszeiten zu treffen. 

Das Gespräch suchen

Mit den Heranwachsenden über ihr Verhalten zu sprechen ist für viele Eltern oft nicht einfach. Ein falsches Wort und Tochter oder Sohn verschließt sich anscheinend komplett.

Tipp: Indem Sie von sich erzählen, fällt der Einstieg in das Gespräch häufig leichter. Beobachtungen sollten in "Ich-Botschaften" geäußert und unterschiedliche Meinungen zugelassen werden. Zeigen Sie Interesse am Leben und an den Herausforderungen des Kindes – die Gesprächsbereitschaft ist dann meist höher. Konstruktive Auseinandersetzungen helfen den Jugendlichen, sich zu orientieren und ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Gleichzeitig stärken sie die Eltern-Kind-Beziehung und bauen gegenseitiges Vertrauen auf. Familien- und Jugendberatungsstellen sowie die Schule des Kindes können ebenfalls bei der Lösungsfindung unterstützen.

Weiterführende Hilfsangebote

Wenn Sie sich Sorgen um die psychische Gesundheit Ihres Kindes machen, erhalten Sie professionelle Hilfe beispielsweise bei:

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