Das Smartphone gezückt, obwohl Ihr Kind gerade etwas erzählt? Später mit dem Kochen angefangen, weil Sie durch Instagram scrollen? Abends bis spät TV oder Netflix schauen trotz Müdigkeit? Damit sind Sie nicht allein – viele Eltern ertappen sich dabei, dass sie selbst zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen.
Aber Eltern sind die ersten und wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder. Und auch im Jugendalter ist es von großer Bedeutung, dass Sie mit gutem Beispiel vorangehen: Gesunde Mediennutzung ist eine Familienaufgabe. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie als Eltern einen bewussten Umgang mit digitalen Medien vorleben und vermitteln.
Bewusste Mediennutzung als Vorbild
Kinder beobachten und imitieren das Verhalten ihrer Eltern von klein auf. Vorbilder prägen die Entwicklung und Ausbildung der eigenen Identität stark. So wird der Grundstein für eine gesunde Mediennutzung bereits vor der Pubertät gelegt. Aber auch wenn Ihr Kind bereits das Teenager-Alter erreicht hat, ist es wichtig, weiterhin als gutes Vorbild voran zu gehen. Deshalb ist es entscheidend, dass auch Sie als Eltern Ihre eigene Mediennutzung reflektieren und bewusst gestalten.
Die Studie der Pronova BKK "Junge Eltern 2023" fand heraus:
• 78 % der befragten Eltern betrachten sich als gute Vorbilder bei der Mediennutzung.
• 62 % der Eltern sagen jedoch auch, dass sie selbst zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen.
Ihr Kind merkt es wahrscheinlich, wenn Sie Regeln von ihm einfordern, an die Sie sich selbst auch nicht halten können. Nehmen Sie das als Anreiz für sich selbst, feste Ziele in Sachen Mediennutzung zu stecken. Gemeinsam in der Familie können Sie dann über Erfolge und Schwierigkeiten beim Erreichen der individuellen Ziele sprechen.
Die eigene Mediennutzung im Blick
Der erste Schritt: Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Schauen Sie bewusst hin, wie viel Zeit Sie tatsächlich mit digitalen Medien verbringen. Der Griff zum Smartphone oder zur Fernbedienung geschieht häufig unbewusst und automatisch. So merkt man oft gar nicht, wie viel Zeit durch Mediennutzung im Alltag insgesamt zusammenkommt.
Nutzen Sie dafür zum Beispiel das Medientagebuch und schreiben Sie die Zeiten auf. Das Medientagebuch können Sie für jedes Familienmitglied ausdrucken und gemeinsam regelmäßig ausfüllen. Nach einem Monat schauen Sie gemeinsam die Zeiten an und legen individuelle Ziele für eine ausgewogene Mediennutzung fest.
Mit dem Selbsttest im Jugendportal können nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene herausfinden, ob die eigene Mediennutzung noch im Rahmen ist.
Wenn Sie merken, dass Sie alleine nicht weiterkommen, kann Ihnen eine Beratungsstelle helfen.
Die eigene Mediennutzung im Griff
Um sich an die persönlichen Medienzeiten zu halten, ist zu Beginn etwas Disziplin notwendig. Dabei kann Ihnen ein Medienzeiten-Kontingent auf dem Smartphone helfen. Sie können zum Beispiel für bestimmte Apps Zeitlimits einstellen. Wählen Sie die Apps aus, bei denen Sie schon mal leicht die Zeit aus dem Blick verlieren. Ihr Handy erinnert Sie dann, wenn Sie das Zeitlimit überschreiten und schließt die App automatisch. Weiterhin hilft es, Benachrichtigungen auf dem Smartphone auszustellen. So sind Sie nicht versucht, auf den Bildschirm zu schauen, wenn das Handy vibriert oder bimmelt. Stellen Sie das Handy öfter mal auf Flugmodus, wenn die ganze Familie zu Hause ist und planen Sie gemeinsame Offline-Aktivitäten ein.
Sie müssen nicht von heute auf morgen den digitalen Geräten abschwören. Es geht darum, einen bewussten Umgang mit ihnen zu finden – für sich persönlich und als Vorbild in der Familie. Haben Sie und Ihre Familie sich einmal daran gewöhnt, digitale Medien bewusster ein- und auszuschalten, wird Ihnen dies viel leichter fallen als am Anfang.
Bildschirmfreie Zeiten einführen
Viele Eltern machen sich Sorgen über die Auswirkungen der Nutzung von digitalen Medien. Zum Beispiel, dass ihr Kind durch die Mediennutzung medien- bzw. internetsüchtig wird, sich zu wenig bewegt oder zu wenig schläft.
Klare Regelungen von bildschirmfreien Zeiten in der Familie helfen, den Medienkonsum zu begrenzen. Beispielsweise empfiehlt es sich, Essenszeiten und die Zeit vor dem Schlafengehen medienfrei zu gestalten – fürs Kind, aber auch für die Erwachsenen. Diese Struktur fördert nicht nur die Kommunikation innerhalb der Familie, sondern auch einen gesunden Schlafrhythmus.
Um Regelungen zur Mediennutzung verbindlich festzuhalten, nutzen Sie gerne die Medienvereinbarung von "Ins Netz gehen". Finden Sie gemeinsam individuelle Regeln für die Mediennutzung. Diese können Sie zusammen besprechen und auch immer wieder anpassen. Wenn Ihr Kind sich ernst genommen fühlt und versteht, warum diese Regeln wichtig sind, wird es diese eher einhalten.
Es ist wichtig, dass Regeln zur Mediennutzung nicht nur für Ihr Kind oder Ihre Kinder gelten. Auch für sich selbst sollten Eltern Regeln aufstellen, um eine ausgewogene Mediennutzung vorzuleben. Es geht nicht darum, dass alle Familienmitglieder die gleichen Medienzeiten haben müssen. Aber Familienzeiten, wie gemeinsames Essen oder Gespräche, sollten ohne Unterbrechungen durch ein Smartphone stattfinden. Das zeigt gegenseitige Wertschätzung und fördert tiefere Beziehungen.
Mit Jugendlichen über Mediennutzung sprechen
Je älter Ihr Kind wird, umso selbstständiger wird es auch bei der Nutzung digitaler Medien. Wichtig bleibt, dass Ihr Kind nur digitale Angebote nutzt, die altersgerecht sind. Sprechen Sie daher mit Ihrem Kind über die Inhalte, die es konsumiert. Fragen Sie nach den Lieblingssendungen, -Games oder -Apps und zeigen Sie Interesse am digitalen Leben Ihres Kindes. Gespräche helfen Ihnen, die Mediengewohnheiten Ihrer Kinder besser zu verstehen und ein offenes Miteinander in der Familie zu fördern.
Eigene Medienkompetenz stärken
Sie blicken bei Games oder sozialen Netzwerken, die Ihr Kind nutzt, nicht mehr durch? Informieren Sie sich regelmäßig über aktuelle Medienentwicklungen und -trends und bitten Sie Ihr Kind, Ihnen zu zeigen, was es online macht. So bleiben Sie up-to-date und mit Ihrem Kind in Kontakt.
Sie können auch Angebote zur Medienkompetenz für Eltern nutzen, wie beispielsweise die Elternkurse von SCHAU HIN!. Bei konkreten Fragen zur Medienerziehung oder Mediennutzung Ihres Kindes hilft Ihnen auch unsere E-Mail-Beratung weiter.
Aktive Freizeitgestaltung mit der Familie – ohne digitale Medien
Unternehmen Sie mit der Familie öfter etwas, das nichts mit digitalen Medien zu tun hat. Gemeinsames Spielen, Kochen, Sport treiben oder Ausflüge in die Natur oder ein Museumsbesuch bieten eine wertvolle Abwechslung und stärken die Bindung innerhalb der Familie. Diese Zeit ist nicht nur wichtig für die Entwicklung der Kinder, sondern auch für die Erholung und das Wohlbefinden der gesamten Familie. Wagen Sie gemeinsam einen Digital Detox: hier finden Sie Tipps für medienfreie Zeiten in der Familie!