Jugendliche lesen nicht mehr – oder doch? Trotz Smartphone und Streaming greifen viele Teenager regelmäßig zu Büchern. Doch was lesen sie am liebsten? Wie beeinflussen digitale Medien ihr Leseverhalten? Und wie können Eltern die Leselust fördern? Hier erfahren Sie, wie Jugendliche heute Bücher entdecken – und wie Sie Ihr Kind fürs Lesen begeistern können!
Bildschirm statt Buch?
So einfach ist das nicht. Die Zeit, die Jugendliche vor Bildschirmen verbringen, ist zwar über die letzten Jahrzehnte stark angestiegen, aber Lesen ist auch im digitalen Zeitalter weiterhin eine beliebte Freizeitaktivität bei Jugendlichen. In der JIM-Studie wurden Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren befragt:
- 37 Prozent der Befragten lesen regelmäßig Bücher, das heißt täglich oder mehrmals pro Woche.
- Nur 16 Prozent greifen überhaupt nicht zu Büchern, wobei der Anteil bei Jungen dabei doppelt so hoch ist wie bei Mädchen.
- Grundsätzlich lesen mehr Mädchen regelmäßig (47 %) als Jungen (28 %).
- Jugendliche bevorzugen gedruckte Bücher im Gegensatz zu E-Books.
Was lesen Jugendliche heute?
Zwischen Dystopien, Fantasy und Dark Romance
Jugendliche begeistern sich für eine breite Palette an Genres – von Dystopien und Fantasy-Romanen bis hin zu Graphic Novels, Comics oder Mangas. Viele greifen auch zu Romanen für Erwachsene.
Besonders angesagt ist derzeit Dark Romance, ein Subgenre der Liebesromane mit oft kriminalistischen Elementen. Typisch sind Geschichten, in denen sich eine junge Protagonistin in einen reichen, mächtigen, manchmal auch gefährlichen Mann verliebt. Trotz Zurückweisung und schwieriger Umstände kämpft sie um seine Zuneigung – bis er sich schließlich verändert.
Graphic Novels stellen Geschichten überwiegend grafisch dar. Bilder sind ein wesentlicher Teil der Erzählung. Graphic Novels sind nicht mit Comics zu verwechseln, da sie meist umfangreicher und komplexer sind. Mangas sind japanische Comics, die mit einer besonderen Leseart einhergehen: statt von links nach rechts, werden diese umgekehrt gelesen. Mittlerweile haben sie weltweit Verbreitung gefunden.
Dark Romance
Umstritten, aber beliebt – Was Eltern wissen sollten
Dark-Romance-Romane sind bei vielen Jugendlichen beliebt, stehen aber immer wieder in der Kritik. Vor allem die Darstellung toxischer Beziehungen und klischeehafter Geschlechterrollen sorgt für Diskussionen. Während das Genre oft als fesselnde Fantasie wahrgenommen wird, kann es problematische Beziehungsdynamiken romantisieren. Vielleicht fragen Sie sich, wie Sie diese spezielle Leselust Ihres Teenagers begleiten können? Wir haben 2 Tipps für Sie:
Tipp 1: Sprechen Sie mit Ihrem Teenager
Fragen Sie nach Lieblingsbüchern und thematisieren Sie den Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Diskutieren Sie gemeinsam, welche Botschaften in den Geschichten vermittelt werden. Erklären Sie, warum einige dargestellte Beziehungen nicht als Vorbild für das echte Leben dienen sollten. Nutzen Sie das Interesse an Dark Romance, um über gesunde Beziehungen und gegenseitigen Respekt zu sprechen. So helfen Sie Ihrem Teenager, Geschichten kritisch zu hinterfragen und eigene Werte zu stärken.
Tipp 2: Altersempfehlungen beachten
Viele Dark-Romance-Titel sind aufgrund expliziter Inhalte erst ab 18 Jahren freigegeben. Achten Sie auf Altersfreigaben und werfen Sie gegebenenfalls selbst einen Blick ins Buch, um einschätzen zu können, ob es für Ihr Kind geeignet ist.
#BookTok: Lesefieber dank Social Media?
Nicht nur beliebte Genres unterliegen einem Wandel, auch die Art, neue Bücher zu entdecken, ändert sich. Dabei spielen das Internet und soziale Medien eine große Rolle. Unter dem Hashtag #BookTok werden beispielsweise auf TikTok Bücher vorgestellt. Es gibt bereits über 46 Millionen Beiträge. Andere rezensieren Bücher auf Instagram oder YouTube. Meist geht es in den Beiträgen um eine emotionale Reaktion, die ein bestimmtes Buch hervorruft, nicht um eine kritische Besprechung des Werks.
Bücher lesen: Das sind die Vorteile
Laut der Stiftung Lesen versteht jeder fünfte Erwachsene in Deutschland einfache Texte nicht. Das erste Fundament zur Lesekompetenz wird bereits in der Kindheit gelegt und in der Jugend weiter ausgebaut. Kinder, die vorgelesen bekommen und mit lesebegeisterten Eltern aufwachsen, lernen mit höherer Wahrscheinlichkeit schneller lesen und haben auch im Erwachsenenalter ein besseres Leseverständnis. Daher ist es wichtig, selbst Vorbild zu sein und Ihr Kind immer wieder zum Lesen zu motivieren.
Gute Leser:innen haben es in der Schule leichter, denn Lesen verbessert den Wortschatz, das verbale Gedächtnis und die Allgemeinbildung. Außerdem kann Lesen als ruhige Beschäftigung den Stresspegel senken und die Entspannung fördern. Eine Studie legt sogar nahe, dass "Leseratten" eine höhere Lebenserwartung haben als Nichtleser:innen. Durch das Hineinversetzen in verschiedene Charaktere beim Lesen werden zudem die Empathiefähigkeit und die soziale Kompetenz gefördert.
Lesemotivation bei Jugendlichen fördern
So klappt es in Ihrer Familie
Lesen bleibt auch im digitalen Zeitalter ein wichtiger Bestandteil im Leben vieler Jugendlicher – und das aus gutem Grund! Studien zeigen, dass lesende Kinder und Jugendliche nicht nur bessere schulische Leistungen erzielen, sondern auch ihre Konzentrationsfähigkeit, ihr Einfühlungsvermögen und ihre Kreativität stärken. Zudem hilft Lesen, Stress abzubauen.
Doch Smartphones, soziale Medien und Streaming-Dienste konkurrieren mit Büchern um die Aufmerksamkeit junger Leserinnen und Leser. Wie können Eltern ihre Kinder also fürs Lesen begeistern?
Mit diesen Tipps gelingt es:
Seien Sie ein Lese-Vorbild
Kinder und Jugendliche ahmen das Verhalten ihrer Eltern nach. Wer selbst regelmäßig ein Buch oder eine Zeitschrift in die Hand nimmt, zeigt, dass Lesen ein selbstverständlicher Teil des Alltags sein kann. Reduzieren Sie bewusst Ihre eigene Bildschirmzeit – zum Beispiel durch Zeitlimits für Apps oder indem Sie Benachrichtigungen deaktivieren. Wie wäre es mit einer gemeinsamen „Lesestunde“ auf der Couch statt eines weiteren Serienabends?Vereinbaren Sie feste Medienzeiten
Wie viel Bildschirmzeit für Jugendliche sinnvoll ist, ist sehr unterschiedlich. Sie können mit Ihrem Kind über das Nutzungsverhalten sprechen und individuelle Medienzeiten vereinbaren. So bleibt genug Zeit für Freundschaften und neue Hobbys, wie zum Beispiel Lesen!Vielfalt an Leseangeboten nutzen
Nicht jedes Kind greift sofort zum klassischen Roman – und das ist völlig in Ordnung! Comics, Mangas, Graphic Novels oder Hörbücher können ein guter Einstieg in die Lesewelt sein. Besonders beliebt: der Manga Day, der seit 2022 jedes Jahr im September stattfindet. An diesem Tag gibt es in teilnehmenden Buchhandlungen kostenlose Manga-Leseproben – perfekt, um neue Geschichten zu entdecken! Auch am Welttag des Buches, dem 23. April, gibt es verschiedene Aktionen in Buchhandlungen.Bibliotheken entdecken – kostenlos oder günstig lesen
Viele Jugendliche lesen gerne, wenn sie die Möglichkeit haben, verschiedene Genres auszuprobieren. Ein Bibliotheksausweis ist für Schüler:innen oft kostenlos, und auch Familien zahlen meist nur eine geringe Jahresgebühr. Gemeinsam die Bücherei besuchen, stöbern und Neues entdecken – so wird Lesen zu einem Erlebnis!Bücher passend zum Alter auswählen
Die richtige Buchauswahl spielt eine große Rolle: Bücher, die inhaltlich oder sprachlich zu schwierig oder uninteressant sind, werden schnell zur Pflichtübung. Achten Sie auf Altersempfehlungen und lassen Sie Ihr Kind mitentscheiden, welche Bücher es spannend findet.Extra-Tipp: Viele Jugendliche tauschen sich auf Plattformen wie TikTok (unter dem Hashtag #BookTok) oder Instagram und YouTube über Bücher aus. Nutzen Sie diesen Trend, um mit Ihrem Kind ins Gespräch zu kommen. Vielleicht entdeckt es dadurch neue Lieblingsbücher – oder Sie lesen gemeinsam einen aktuellen Bestseller aus der Jugendbuch-Welt!
Mit diesen Tipps wird Lesen zu einer spannenden Entdeckungsreise – und das ganz ohne Zwang.