Probleme mit der Mediennutzung bei Jugendlichen und in Familien ist längst keine Seltenheit mehr. Oft herrscht Uneinigkeit darüber, wie lange und mit was Jugendliche ihre Zeit online verbringen. Wenn Kinder jedoch suchtähnliches Verhalten zeigen, müssen Betroffene und Angehörige dies nicht alleine bewältigen. Sie können verschiedene Beratungsangebote zum Thema Medien- und Computersucht sowie die Unterstützung durch erfahrene Fachkräfte nutzen.
Lesen Sie hier, ab wann professionelle Hilfe sinnvoll ist und welche Hilfsangebote Ihnen bei exzessiver Mediennutzung zur Verfügung stehen.
Computerspielsucht: Wann ist professionelle Hilfe notwendig?
Um einem problematischen Nutzungsverhalten vorzubeugen, ist es hilfreich, nachvollziehbare Regeln aufzustellen und klare Absprachen zur Mediennutzung zu treffen. Haben Jugendliche jedoch starke Schwierigkeiten, sich an diese Regeln zu halten oder sind nicht mehr in der Lage, ihren Medienkonsum selbst zu regulieren, sind aufklärende und vorbeugende Maßnahmen allein oft nicht mehr ausreichend.
Welche Hilfs- und Beratungsangebote bei Mediensucht gibt es?
Für Jugendliche, die ein problematisches oder sogar pathologisches Nutzungsverhalten mit digitalen Medien zeigen, gibt es ambulante Beratungsstellen und Online-Hilfsangebote. Auch Eltern und Lehrkräften, die über den Medienkonsum von betroffenen Jugendlichen besorgt sind, stehen verschiedene Informationsangebote zur Verfügung.
Familien- und Erziehungsberatung für einen ausgewogenen Medienkonsum
Wenn Jugendliche Videospiele oder Internetangebote übermäßig nutzen, beeinflussen die daraus resultierenden Probleme nicht selten den gesamten Familienalltag. Dabei ist es für Eltern oft nicht einfach, diese Schwierigkeiten anzusprechen oder wirksame Lösungen zu finden. Für Eltern kann in diesem Fall der Besuch einer Familien- und Erziehungsberatungsstelle hilfreich sein. Die Beratung ist kostenlos und kann auf Wunsch auch anonym erfolgen.
Ein Verzeichnis der Familien- und Erziehungsberatungsstellen in Deutschland ist auf der Seite der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e. V. zu finden. Auch Fachkräfte der Familien- und Erziehungsberatung finden hier Informationen und Strategien zum Umgang mit digitalen Medien in der Beratungspraxis.
Ambulante Suchtberatung
In Suchtberatungsstellen informieren und beraten Sie erfahrene Fachkräfte kostenlos und auf Wunsch anonym zur problematischen Computerspiel- oder Internetnutzung. Die Mitarbeitenden der Beratungsstellen können Sie auch bei der Vermittlung zu weiteren Hilfsangeboten unterstützen. Dazu gehören etwa ambulante Suchttherapiezentren oder Selbsthilfegruppen, bei denen Jugendlichen der Austausch mit anderen Betroffenen ermöglicht wird.
Suchtberatungsstellen beraten auch Angehörige von Jugendlichen, die suchtgefährdet sind oder bereits ein problematisches Nutzungsverhalten entwickelt haben. Sie unterstützen bei der Bewältigung von Konfliktsituationen innerhalb der Familie und helfen dabei, unmittelbare sowie langfristige Lösungsstrategien zu entwickeln.
Eine ausführliche Übersicht über Suchtberatungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie im Servicebereich der BZgA. Einrichtungen, die auf die Beratung und Behandlung von jungen Menschen mit exzessiver Mediennutzung und ihren Angehörigen spezialisiert sind, finden Sie auch in der Beratungsstellendatenbank.
Fachstellen für Suchtprävention
In jedem Bundesland gibt es Landesstellen für Suchtprävention, die zu Suchtfragen informieren. Auf der Seite der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) können Sie Ihre Landesstelle recherchieren. Dort erfahren Sie, welche Angebote Sie zu den Themen Medienkompetenz, Internetsucht oder Computerspielsucht in Ihrer Nähe nutzen können.
Mithilfe der Einrichtungssuche können Sie direkt Suchtberatungsstellen mit dem Fachbereich "Problematische Mediennutzung" herausfiltern und anschließend die Auswahl noch eingrenzen.
Selbsthilfe
Selbsthilfegruppen bieten gegenseitige Unterstützung und einen Erfahrungsaustausch. Dort können Betroffene über ihre täglichen Herausforderungen und Fortschritte mit anderen Menschen sprechen, die ihre Probleme nachempfinden und verstehen können. Durch den regelmäßigen Austausch können sie Kraft schöpfen, ihr Selbstbewusstsein stärken und Anregungen für mögliche alternative Bewältigungsstrategien finden.
Auch Angehörigen von betroffenen Jugendlichen können Selbsthilfegruppen eine große Hilfe sein. Viele Suchtberatungsstellen bieten daher spezielle Angehörigen-Selbsthilfegruppen an, bei denen Sie Erfahrungen mit anderen Eltern teilen und Unterstützung erhalten können.
Auf der Seite der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) finden Sie Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe. Jugendliche finden Selbsthilfegruppen für ihr Alter unter www.schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de.
Online-Beratung bei exzessiver Mediennutzung
Beratungsangebote im Internet sind insbesondere für Jugendliche eine niedrigschwellige, unverbindliche Möglichkeit, professionelle Hilfe zu erhalten. E-Mail-Beratung für Betroffene und Angehörige kann z. B. helfen, Ängste zu überwinden, die nötige Grundlage für eine Verhaltensveränderung schaffen und somit auch an andere ambulante Therapieformen weitervermitteln.
Da eine Online-Beratung zeitlich und örtlich unabhängig ist, stellt sie eine besonders effektive Maßnahme zur Prävention und Frühintervention dar. Betroffene profitieren davon, dass die Kommunikation in einem für sie vertrauten digitalen Rahmen stattfindet, wodurch Hemmungen vor klassischen Therapiekonzepten abgebaut werden können. Weiterhin kann die Beratung im Internet weitestgehend anonym stattfinden, was die Zurückhaltung vieler Jugendlichen senkt.
Die kostenlose Online-Beratung von Ins Netz gehen richtet sich an Jugendliche und regt dazu an, das eigene Mediennutzungsverhalten zu reflektieren und motiviert zu Verhaltensänderungen. Ziel ist es, Jugendliche dazu zu animieren, verstärkt alternative Freizeitaktivitäten aufzunehmen, die jenseits der digitalen Medien stattfinden. Mehr Informationen über die kostenlose Online-Beratung erhalten Sie hier.
Angehörige, Fach- und Lehrkräfte können die E-Mail-Beratung von Ins Netz gehen nutzen, um Informationen einzuholen und allgemeine Handlungsempfehlungen zu erhalten.
Therapieangebote bei Computerspielsucht oder exzessiver Mediennutzung in Kliniken
Hilfe bieten auch einige Kliniken, die sich auf Computer- und Internetsucht spezialisiert haben. Dort werden Therapien angeboten, um unter ärztlicher Aufsicht wieder von Computerspielen und Internetangeboten loszukommen und einen neuen, gemäßigten Umgang mit den digitalen Medien zu lernen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn eine Beratung allein nicht ausreicht, um die nötige Verhaltensänderung zu erreichen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Beratungsstelle können bei der Vermittlung eines Behandlungsplatzes helfen.
Das BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung
Telefon: 0221 - 89 20 31 (Preis entsprechend der Preisliste Ihres Telefonanbieters für Gespräche in das deutsche Festnetz)
Beratungszeiten:
Montag bis Donnerstag: von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Dabei handelt es sich um einen telefonischen Informationsdienst der BZgA zu Fragen der Suchtprävention.